ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Ha! oder Die schiere Weisheit des Alters
Komposition: Arturo Möller
Technische Realisierung: Udo Schuster, Christiane Köhler
Regieassistenz: Arturo Möller
Regie: Hans Gerd Krogmann
"Die Städte sind auf den Rücken gefallen. Aber wir draußen auf dem Land stehen glänzend da!" Zu Krähengetöse und Blasmusik intoniert der dörfliche Rat den Einigkeitskanon. "Wir im Gemeinschaftsgeist fest verwurzelt in Einigkeit und Eindringlichkeit." Und in Wirklichkeit? "Nix. Scheeläugige Angst, verrammelte Aluminiumtüren und samstags die Bundesliga beim Autawasch. Ein Meer an Einsamkeit. Zweihundert Meter sternenweit entfernt." Drei Menschen am Lebensabend betrachten einander durch die Gucklöcher ihrer Behausungen. Zwei Frauen und eine Dame. Carola, die Opernschatulle, sinnt Zeiten nach, als "die Oper noch auf hatte". Mathilde dröhnt nachts die Stille um die Ohren; nun soll sie ins Annaheim. Erna "spinnt und spinnt und grübel", träumt sich zum Drachenfels, indes der Sohn ihr Sparkonto belagert. Die Einsamkeit der drei alten Frauen setzt ein Karussell von Sehnsüchten in Gang. Sie stellen sich vor, was das wäre: gemeinsames Leben. "Alle Menschen sollten gute Freundinnen sein!" (Oswald Wiener). Erstmal rübergrüßen. Dann, über Kaffeeklatsch und Eselsritt zum Drachenfels, die wahre Freundschaft. Das Rentn erparadies. Gemeinsam wird man unwiderstehlich, hat Mut sogar zur Soldatenentführung. Für Mathilde: statt Dreibettzimmer im Altenheim ein herzwarmer Unterschlupf im gemütlichen Souterrain. Goldene Zukunft: "Ach, so richtig mal labern!" Gipfel des Glücks: "Einfach in der Sonne sitzen. Den Vögeln lauschen. Zu dritt!" Aber, wie gesagt: alles nur Phantasie; Kolibris im Kopf. "Papier, Papier, Papier", sagt der Türke vom Müll. "Wir würden schon wollen, aber ob wir noch können?" Alles könnte besser sein. Wenn nur die Wirklichkeit nicht wäre.