Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Ivan Cankar

Der Knecht Jerneij

Vorlage: Der Knecht Jerneij (Erzählung, slowenisch)
Übersetzung: N. N.
Bearbeitung (Wort): Willi Schäferdiek

Regie: Carl Nagel

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Hans PaetschErzähler
    Hans Karl FriedrichKnecht Jerneij
    Wolfgang WahlSitar
    Ilse StreuFrau des Sitar
    Gardy BrombacherSchwägerin des Sitar
    Dieter NaumannSchwager des Sitar
    Inge Kanner-MaierMagd
    Werner BruhnsStudent
    Johannes HönigSchulze
    Herbert SteinmetzSalander
    R. Behr-LangeDejecev
    Ernst RottluffAmtsdiener
    Otto Osthoff1. Richter
    Herbert SebaldHerr
    Horst EiselJunger Mann
    Kurt Strehlen2. Richter
    Hannes KrügerBeamter
    Erwin KlietschTransportleiter
    Peter HolmSchulte II
    Friedrich W. BauschulteBursche
    Josef KandnerPfarrer

Der alte Knecht Jerneij hat zusammen mit dem Bauern, seinem Herrn, den Hof bewirtschaftet und erhalten. Die Luft des Gutshofes, in der er mit dem alten Bauern wie mit einem der Erzväter aus der Schrift lebt, nährt seinen lauteren Glauben an die göttliche Gegründetheit der ihn umgebenden Zustände. Nun ist der Bauer tot. Als er zu Grabe getragen ist und der jungen Hoferbe dem alten Jerneij als Herr und Gebieter fordernd gegenübertritt, bekommt die bis dahin heile Welt einen Riß für Jerneij. Noch lächelt er darüber und will ihn mit den Worten der Schrift zudecken. Selbst dann, als sich darüber der Herr-im-Hause-Standpunkt des Erben versteift, so daß er dem Knecht die Türe weist, bleibt Jerneijs Glaube unerschüttert. Ja, aus solchem Glauben heraus findet er sogar Worte der Schrift, die ihm unabdingbare Rechte und Ansprüche zu verleihen scheinen. Er würde sie nie geltend gemacht haben, wenn der bisherige patriarchalische Zustand bestehen geblieben wäre. So aber besteht er auf ihnen, damit die Welt wieder heil wird und ihre Ordnung behält. Jetzt wird der Riß klaffender. Und damit beginn der große Leidensweg Jerneijs, der in einer Weltordnung zu Hause ist, die in der Wirklichkeit längst auseinandergefallen ist. Nun geht er von Amtsstelle zu Amtsstelle - immer von seiner Gläubigkeit bestimmt -, um sich sein ihm vermeintlich von der Schrift und damit von Gott selber gegebenes Recht bestätigen zu lassen. Obwohl er überall nur Achselzucken und Ablehnung findet, bleibt sein Glaube an dieses Recht unerschütterlich. Er trägt dafür gelassen Spott, Hohn und Demütigungen. Er tut es auch dann noch, als er schließlich keine weltliche Stelle mehr weiß, die ihm sein Recht anerkennen könnte. Erst da, als er auch beim Pfarrer, den er als den Anwalt des göttlichen Rechts befragt, Ablehnung erfährt, erst da zerbricht seine Gläubigkeit und macht einer finsteren, entschlossenen Verzweiflung Platz. Und aus dieser Verzweiflung heraus brennt er - wie ein jäh in den Wahnsinn Torkelnder - den Hof nieder.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Radio Bremen 1953
  • Erstsendung: 19.05.1954 | Radio Bremen Hansawelle | 73'20

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