ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel
Der verrückte Bettler-König vom Busdepot
übersetzt aus dem Englischen
Übersetzung: Peter M. Michels
Technische Realisierung: Theresia Singer, Gabriele Neugroda
Regieassistenz: Annette Kurth
Regie: Klaus-Dieter Pittrich
James, der Bettler-König, gehört zum Busdepot der kenianischen Stadt wie die Straßenhändler und die Busse selbst. Für die Münzen, die man ihm gibt, ist er jedoch auch bereit, eine Gegenleistung zu erbringen: eine Geschichte aus der jüngsten Vergangenheit seines Landes, aus seinem Leben. Und so erzählt er, daß er der einzige Sohn eines Ministers sei, der vor der Unabhängigkeit des Landes als Häuptling den Kolonialherren gedient und auch deren "Denkungsart" übernommen hatte. Jedenfalls war er von der Stammesreligion abgefallen, er hatte sich abgewandt von den Medizinmännern und Exorzisten und sogar die traditionelle Begräbniszeremonie anläßlich der Beerdigung seines Vetters Obura unterbunden. Seither sei er, James, verflucht, und der schwarze Bulle, den der tote Obura sich als Schlachtopfer für seine Reise ins Totenreich ausgesucht hatte, verfolge ihn Tag und Nacht. Wie schon in seinem 1985 gesendeten Hörspiel "Warum? Im Namen Gottes", für das Jimi Patt Roberts seinerzeit den 1. Preis bei einem vom WDR veranstalteten kenianischen Hörspielwettbewerb erhielt, beschäftigt den 1957 in Nairobi geborenen Autor auch in seiner zweiten Radioarbeit wieder der Konflikt zwischen Tradition und Moderne in seinem Heimatland, zwischen Eingeborenenkulten und mitteleuropäischer Aufklärung. Die Themen werden jedoch nicht klartextlich vorgestellt, sondern anhand einer Geschichte in der Geschichte sinnfällig gemacht.