Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Jürgen Lodemann
Gift und Galle
Technische Realisierung: Helmuth Schick, Bernhard Schmid
Regie: Horst H. Vollmer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Ruth Hausmeister Louise Wolfgang Büttner Walter Rosemarie Gerstenberg Wilma Anfried Krämer Dr. Eiermann
"'Baden-Baden, eine Stadt zum Sterben schön', hat ein Weiser gewußt und so sagt es dieses Spiel weiter. Seit zwanzig Jahren dort wohnhaft, muß ich zwei Wutgefühle als erste Auslöser nennen: Zum einen gelte ich als Fach-Autor in Sachen Ruhr und Kumpelsprache - hier läßt sich anderes hören, Salonsprache. Die zweite Wut ist die über Kriminalspiele gewesen, die selbst in Baden-Baden auf Autojagden und Totschläge nicht verzichten. Dieser Tat-Ort lebt aber oder vielmehr stirbt er an seiner Atmosphäre. Täter und Opfer sind hier Gift und Galle. Schon vormittags sieht man auf den prächtigen Alleen Fromms Nekrophile wandeln, schon zum High Tea beginnt hier die Geisterstunde. Vorgeführt werden diese Beobachtungen an zwei Geschwistern, dem greisen Walter Lueg (sprich Lug) und seiner Schwester Louise Lueg. Die Kur- und Bäderverwaltung der zweifellos tüchtigen Tourismus-Metropole wird den Autor ausbürgern - was soll's, Tatsache ist, daß eingeborene Jugendliche zusehen, wie sie diesen Ort mit dem höchsten deutschen Anteil an Millionären, wo auf Wohnsitz und Ansichten und Besitz zu sitzen nachhaltig mit Leben verwechselt wird, frühestmöglich verlassen können. Freilich, muß ich einschränken, überall ist Baden-Babylon." (Jürgen Lodemann) Der Autor, geboren 1936 in Essen, schrieb Erzählungen und Romane ("Anita Drögemöller", "Lynch", "DerSolljunge", "Der Jahrtausendflug"), die Politposse "Ahnsberch", uraufgeführt 1980 in Bochum, und ist seit 1965 Redakteur in Baden-Baden.
Produktions- und Sendedaten
- Hessischer Rundfunk / Südwestfunk 1984
- Erstsendung: 24.09.1984 | 89'38