ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Normalfall
Technische Realisierung: Peter Jochum, Heiko Rüssel, Nicole Jörg, Cornelia Wilikovsky
Regie: Günther Sauer
Obwohl die internationale Wissenschaft seit langem weiß, daß der weitaus größte Teil der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nicht auf organischen Ursachen, sondern vielmehr auf sozial bedingter emotionaler Verwahrlosung beruht, gibt es auch in der Bundesrepublik und Westberlin noch immer Kliniken, die an der herkömmlichen Diagnose und Heilpraxis mit vornehmlich medizinischer und medikamentöser Indikation bei stationärer Behandlung festhalten. Dabei werden nicht nur die natürlichen Selbstbehauptungs- und Abwehrmechanismen auf unnatürliche Weise unterdrückt, schon allein die Herauslösung aus dem gewohnten sozialen Umfeld und die klinische Isolierung führen bei den Kindern und Jugendlichen zu schweren, meist irreversiblen Sekundärschäden. Christof TeubeI schildert aus der konkreten familiären und therapeutischen Perspektive das Schicksal der neunjährigen Vera, die mit ihrem fünfjährigen Bruder in einer Familie aufwächst, die durch den Dauerkonflikt der Eltern bestimmt wird. Veras Verhaltensstörungen zeigen sich zuerst in der Schule, sie gilt als aggressive Störerin und obstinate Leistungsverweigerin. Den hilflosen Eltern wird von Schule und Jugendamt geraten, Vera klinisch untersuchen zu lassen. Sie wird mit der fälschlichen Diagnose einer organisch bedingten Hirnschädigung zur stationären Behandlung eingewiesen. Es beginnt der Teufelskreis eines leider immer noch häufigen Normalfalls.