Hörspiel
Autor/Autorin:
Ingomar von Kieseritzky
Seneca und die reine Lehre oder Poesie und Politik
Technische Realisierung: Kurt Gehrck, Christine Berger
Regieassistenz: Waltraud Heise
Regie: Ulrich Gerhardt
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Ernst Fritz Fürbringer Seneca Michael König Nero Manfred Steffen Stypax Stephan Schwartz Spiculus Gerhard Garbers Balbus Nora Jensen Octavia Mik Werup Flaccus Sabine Kaack Flavia
"Der Rhetor, Pädagog, Dichter, unfreie Philosoph und Doxograph Seneca exekutiert an seinem Schüler Nero den alten und schlauen platonischen Traum vom mitregierenden Intellektuellen. Sein Lehr-Objekt ist ausgerechnet ein drittrangiger Dichter mit einem Hang zu den sinistren Theatralismen absteigender Pentameter. Seneca hat alle redlich-unredliche Mühe, diesen seinen Schüler Ienksam zu machen, so daß es geboten scheint, ein ordentliches Lern-Lehr- und Trainingsprogramm zu erfinden. Aber gegen diese Programme zeigt sich der dichtende Caesar als weitgehend resistent, so daß Seneca als Gegenschlag innerhalb einer Großethik eine brauchbare Moral erfinden muß. Seneca moralisiert nicht über die Gegenstände des Denkens, des Wollens und des Sollens, er praktiziert den Neuen Stil, nämlich eine Ethik, die den formalen Bedingungen abgelebter eudämonistischer Haltungen entspricht. Reichtum und Macht muß der intellektuelle Seneca teuer bezahlen. ,Du wirst nicht sein, und Du bist nicht gewesen. Das Schicksal vollbringt sein Werk, raubt uns das Gefühl für den eigenen Tod.' (Seneca, Epist.) Zwangsläufig fällt Seneca jener Haltung zum Opfer, die er als die einzige Wahrheit nicht an andere Flottierende zu verkaufen braucht - der Stoischen." (Ingomar von Kieseritzky)
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 1984