ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Gegen zwölf kommt der Mond
Regie: Carl Nagel
Jemand, ein Mann, der es eigentlich gar nicht nötig hat, kehrt zurück in den Ort, den er verließ, als es in den Krieg ging. Er weiß eigentlich nicht, warum, aber er will etwas Altes, Liegengebliebenes weiterführen; ein Kraftwerk bauen aus Ruinen, die schon versacken und zuwachsen. Im Nu ist er in die ganze dunkle Vergangenheit des Ortes verwickelt, und was eben noch ein ungefährer, etwas spielerischer Wunsch war, ist auf einmal eine Sache, bei der es um Leib und Leben geht. Warum nicht einfach Flucht? Warum sich noch einmal mit schweren und gefährlichen Dingen einlassen, die dem Gestern angehören und von denen man sich längst frei fühlen durfte. Das ist die eine Frage, um die sich das Stück bemüht. Die andere liegt nahe daneben, ja sie entspringt aus der ersten. Der Boden der sogenannten Wirklichkeit ist dünn geworden in jenen Jahren, und wir sind wieder einmal in heilsamem Zweifel, wo Natürliches aufhört und Übernatürliches anfängt - zwei unechte Begriffe übrigens, die immer nur auf Grund von Konventionen geschieden werden. Die Mächte der Elemente sind wieder leichter zu spüren, und auch in unserem Stück ängstigen und trösten sich die Menschen. Wer sie zu Schlimmem benutzen wollte, lernt ihre Tücken kennen. Wer sie mit Scheu gemieden hat, lernt ihre heilsame Kraft. Wie behaupten wir uns unter ihnen, ohne sie abzuweisen, ohne ihnen anheimzufallen. Die beiden Menschen, um die sich die Handlung bewegt, behaupten sich erst, indem sie sich aufgeben; er, der Mann, indem er den beinahe schon übermächtigen Wunsch nach Flucht und einem Leben ohne Vergangenheit aufgibt, die Frau, indem sie die Gewichte des Gestern abwirft. Der eine tut für den anderen, war der andere nicht kann. Keiner von ihnen kann allein dem Gestern und Morgen gerecht werden.