Hörspiel
Autor/Autorin:
Wolfgang Monecke
Jaffa
Regie: Otto Kurth
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Rolf Boysen Der General Richard Münch Dr. Brassys Rosemarie Gerstenberg Radha McEllog Inge Fabricius Nancy Hermann Lenschau Haschem Hans Krüger 1. Offizier Horst Eisel 2. Offizier Hellmut Lange 1. Soldat Horst Krage 2. Soldat Eberhard von Gagern Sergeant Walter Hartung Sofjan Klaus Nägelen Djafar
Mit "Jaffa" legt uns der junge Hamburger Autor Wolfgang Monecke sein drittes für Radio Bremen geschriebenes Hörspiel vor. Er schreibt uns dazu: "Vor Jaffa, der Pforte zum Orient, stockt Napoleons Feldzug. Eine Seuche verriegelt den Weg. Das übermüdete Heer droht mit einer Meuterei. Um ihr zuvorzukommen, versucht der General ein verzweifeltes Mittel: er setzt sich demonstrativ der Ansteckung aus. Es gelingt ihm der Beweis, daß die Seuche sich nicht direkt überträgt. Das Heer, im Augenblick umgestimmt, ist bereit, den Feldzug weiterzuführen. Der General hat gesiegt, obwohl - obwohl er beinahe aufgeben mußte. Jemand war ihm zuvorgekommen. Eine junge Frau, Radha McEllog, halb Engländerin, halb Inderin, hat, vom Wunsch besessen, Jaffa zu helfen, das gleiche gewagt wie er. Auch sie hat die Infektion gesucht, um denselben Beweis zu erbringen. Denn mit dieser Gewißheit kann Jaffa erneuten Widerstand wagen und sich durch Bundesgenossen ersetzen lassen. Jetzt liegt gleiches Gewicht in beiden Schalen der Waage, und der Frieden ist greif bar nah. Aber es stellt sich doch heraus, daß Radha ihr Ziel nicht mit eben der letzten, aller Rücksicht freien Bedenkenlosigkeit gewollt hat wie ihr Gegenspieler. Als die, um Menschenopfer zu verhüten, ein Menschenopfer bringen will, weicht sie zurück. Trotzdem - trotzdem bleibt die Frage offen, ob sie sich wirklich geschlagen geben muß. Sie hat einen Gedanken gedacht ebenso kühn wie ihr Feind und war bei seiner Ausführung nicht weniger mutig. Sie hat es für Augenblicke verstanden, das Leid der Krankheit dem Leid des Krieges entgegenzusetzen, und fast schien es, als wollten beide einander aufheben. Was sie gedacht, was sie getan hat, bleibt es nicht beunruhigend bestehen? Wenn es auch mißlungen ist, will und kann es nicht trotzdem wirksam werden? Um dieses Trotzdem willen ist das Hörspiel geschrieben. Es maßt sich nicht an, ein Napeleon-Stück zu sein. Der General steht für sein Prinzip wie Radha für das ihre. Die Handlung ist lediglich bemüht, an den beunruhigenden Gedanken zu erinnern, daß das Leid der natürliche Feind des Krieges ist, und der Krieg den fürchten müßte, der mit dem Leid ein Bündnis zu schließen verstünde." (Wolfgang Monecke)
Produktions- und Sendedaten
- Radio Bremen 1955
- Erstsendung: 04.05.1955 | Radio Bremen Hansawelle | 60'04