ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Der Feind
Vorlage: Der Feind (Theaterstück, französisch)
Übersetzung: N. N.
Bearbeitung (Wort): Oswald Döpke
Regie: Hans Conrad Fischer
Der katholische Autor Julien Green - Vertrauter André Gides - ist durch Romane und Tagebücher weltbekannt geworden. Sein Drama "Der Feind" zeigt ein Hauptthema Greens: die Gespaltenheit des modernen Menschen zwischen Geist und Fleisch, genauer: die Sünde des Fleisches. Immer wieder finden sich in den Tagebüchern Eintragungen wie diese: "Ich wünschte, es gäbe keine fleischliche Begehrlichkeit - und doch ist die's, die alles Tun bewirkt ..." Aber Green weiß auch: "Es wird mir einstmals als die schwerste Sünde angerechnet werden, daß ich mich mit meinem Menschenlos nicht abzufinden vermochte ..." Am Schicksal der Gräfin Elisabeth von Silleranges demonstriert Green in seinem Drama die These von der Überwindung der Fleischlichkeit: Der Graf Philippe de Silleranges hält nach einem Unfall nur mehr den Schein einer Ehe aufrecht. Elisabeth, gelangweilt und von dem ständigen Wunsch getrieben zu fliehen, hat ein Verhältnis mit dem jüngeren Bruder ihres Gatten, Jacques, einem schönen, aber minderwertigen Mann (für Green die Personifizierung der blinden, niedrigen Begierde), den sie nicht lieben, aber auch nicht entbehren kann. Doch als Pierre, der jüngste der Brüder, plötzlich auf Schloß Silleranges eintrifft, weiß Elisabeth sofort: dieser ist es, den sie wirklich liebt. Auch der leichtsinnige Pierre begegnet in Elisabeth der ersten Liebe seines Lebens. Erst die Liebe zu Pierre läßt Elisabeth sich schuldig fühlen, denn diese Liebe hat auch zu Gott zurückgeführt. Obgleich ihre alte Amme weiß, "daß wir ein Herz haben, das groß genug ist, Gott zu lieben und die Menschen" versucht Elisabeth die irdische Liebe zu überwinden. Bevor sie Pierre jedoch von ihrem Entschluß, zu entsagen, unterrichten kann, hat Jacques aus Eifersucht und Haß den Bruder umbringen lassen. Elisabeth geht ins Kloster.
