Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: Johann Nestroy

Freiheit in Krähwinkel

Vorlage: Freiheit in Krähwinkel (Theaterstück)
Bearbeitung (Wort): Max Strassberg
Komposition: Norbert Pawlitzki

Regie: Ludwig Standl

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Alfred NeugebauerNachtwächter
    Hans PutzUltra
    Erika DörnerPfifferspitz
    Franz BöheimReakzerl
    Peter GerhardWillibald
    Lotte LangFrau von Frankenfrei
    Theodor GriegBürgermeister
    Otto SchenkSperling
    Michael JanischRummelpuff
    Hans ThimigKlaus, Kellner

Der bekannte österreichische Kritiker und Nestroy-Bearbeiter Hans Weigel sagt in der Einführung dieser Sendung: "Es war eine grausame und zutiefst mißverstehende Geste, als nach Hitlers Einzug in Österreich das neue Regime alsbald Nestroys 'Freiheit in Krähwinkel' in einem Wiener Theater spielen ließ. Nein, so war's von Nestroy weiß Gott nicht gemeint gewesen, und ganz gewiß kann die extreme Rechte 'Freiheit in Krähwinkel' nicht für sich reklamieren - aber auch die unentwegten Revolutionäre haben es mit dieser Komödie nicht ganz leicht. Um sie zu würdigen, müssen wir zweierlei bedenken. Erstens: Nestroy ist Satiriker. Und wenn er die Revolution zeigt, wird er sie, wie alles, was er darstellt, zugleich mit einem Fragezeichen versehen. Nestroys Ärzte hassen die Patienten, Nestroys edle Wohltäter haben schäbige, egoistische Motive, Nestroy glaubt, wie er selbst sagt, von jedem Menschen nur das Schlechteste, er wird also auch die Revolution nicht bedenkenlos verherrlichen. Zwar: Wenn er Freiheit sagt, meint er's ausnahmsweise ernst. Nur sieht er schon im Mai 1948 die Gefährdung der Freiheit voraus, die in ihren Gegnern ebenso wie in ihren extremen Parteigängern liegt. Die Gegenwart hat ihn als Propheten bestätigt. Zweitens aber ist zu bedenken, daß Nestroy kein politisches Lehrstück und kein Hohelied zu schreiben unternahm, sondern eine Posse mit Gesang für eine Vorstadtbühne. Er war kein Volksdichter, er war gelehrt und belesen, aber er hat seine Ausdrucksform bewußt gewählt und ihre Grenze nie überschritten. Er hat für das Volk geschrieben und vor allem Rollen für sich selbst, einen dämonisch genialen volkstümlichen Komiker, und ganz im traditionellen Stil geht es auch diesmal um eine konventionelle Liebesgeschichte, es gibt die obligaten Verwechslungen und das sonstige Inventar der billigen Posse. Durch den Erfolg der "Deutschen Kleinstädter" Kotzebues wurde eine neue Gattung, die sogenannten Kräwinkeliaden hervorgerufen. Dazu kam die Stimmung des großen Freiheitsfrühlings, der sich Nestroy nicht entzog. Und so entstand ein seltsames und doch sehr liebenswertes Werk, sehr groß und doch nicht ganz geglückt, ganz so wie sein Anlaß und Thema, die Wiener Revolution von 1848. Für unsere neue akustische Fo rm mußte der Text natürlich bearbeitet werden, aber täuschen Sie sich nicht, jene Sätze, die Ihnen besonders aktuell, besonders scharf vorkommen, sind nicht dazu getan, sondern von Johann Nestroy." (Hans Weigel) Der Sender Rot-Weiß-Rot verpflichtete für diese Gemeinschaftsproduktion mit RB die besten Nestroy-Darsteller vom Wiener Burg- und Volkstheater.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Österreichischer Rundfunk / Radio Bremen 1955
  • Deutsche Erstsendung: 20.04.1955 | Bremen Eins | 53'05

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