Hörspiel
Autor/Autorin:
Michael Gaida
Die Erde bebt, die Masse ruht
Technische Realisierung: Rolf Rockstroh, Jürgen Kuntze, Bärbel Seidler
Regieassistenz: Wolfgang Streng
Regie: Rüdiger Meyke
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Detlef Jacobsen Hans Mircu-Daniel Tipke Howard Vera Hoppe Chilli Jutta Hoffmann Rita Dietmar Mues Cecil Barbara Bayer Frauenstimme Gabriele Kloske Pamela Siemen Rühaak Roy Peter Primus Vaclaw Rolf B. Wessels Reservatsposten
Zu seinem neuen Hörspiel schrieb uns der Autor: Der Titel ist einer populärwissenschaftlichen Abhandlung entnommen und charakterisiert das Prinzip seismographischer Registratur. Um auch die geringsten Erdstöße aufzufangen, bedarf es im Zentrum der Apparatur einer höchst sensiblen Balance; je ungehemmter das Streben der Kernmasse nach ruhendem Ausgleich, desto größer auch deren Empfänglichkeit für Störungen ihrer Ruhelage. Der französische Soziologe Jean Baudrillard hat die Vermutung geäußert, daß in einer Phase beständig wachsender Kommunikationsgeschwindigkeiten das spezifisch Menschliche sich ebenso beständig verlangsame. Es ließe sich ergänzen, daß aus solch wachsender Trägheit, bislang eher als Mangel, als ein Zurückbleiben empfunden, dennoch jene Sensitivität hervorgetrieben werden könnte, die sich der Ruhe am nächsten weiß. Das Verschmelzen von Realität und Fiktion innerhalb der elektronischen Medien, das in der Simulation zur sanften Umwertung aller Werte gefunden hat, bietet hierfür den medialen Nährboden. (Sobald wir dem Fernseher mehr Vertrauen schenken als unserem real existierenden Nachbarn auf dem Sofa davor, haben wir zwar viel vom Gewicht eines langwierig gewordenen Humanum verloren, stehen aber möglicherweise einer neuen Korrespondenz von Denken, Sprechen, Handeln und Empfinden unbefangener gegenüber. Da Amerika noch immer als der gültige Referenzpunkt unserer Dynamik erscheint, habe ich versucht, dessen 'selbstgenügsam' (Thornton Wilder) gebündeltem Pragmatismus eine in ihrer Differenzierung ausschweifende europäische Betrachtung beizugeben. Kein kritischer Vergleich der Kulturen, nur der Hinweis auf eine für uns Europäer vielleicht überraschende transpersonale Geräuschlosigkeit der Prozesse.
Produktions- und Sendedaten
- Radio Bremen / Westdeutscher Rundfunk 1988
- Erstsendung: 27.12.1988 | Radio Bremen Hansawelle | 46'28