Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Anselm Ruest
Maßnahmen des Verschwindens: Eine Exiltrilogie (1. Teil: Südwärts, Südwärts)
hörspiel nach ungesichteten schriften aus dem nachlaß von von mynona
Vorlage: Südwärts (Prosa)
Bearbeitung (Wort): Hartmut Geerken
Technische Realisierung: Hans Scheck, Susanne Wocker
Regie: Hartmut Geerken
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Peter Fricke Sprecher
Ein deutscher Emigrant in Frankreich wird 1940 von französischen Autoritäten zusammen mit vielen anderen Leidensgenossen in einem Güterzug "südwärts" deportiert. Einerseits hieß es, die Emigranten sollten vor dem Zugriff der vorrückenden Nazitruppen geschützt werden, andererseits wurden sie wie Kriegsgefangene behandelt. Der jüdische Emigrant, um den es hier geht, es ist der libertäre Autor und Philosoph Anselm Ruest, schreibt während des mehrtägigen Transports und unmittelbar danach einen äußerst detaillierten dokumentarischen Bericht über diese Verschickung im verschlossenen Viehwaggon von Cepois nach Marseille. Der Text fand sich in Ruests Nachlaß. Die artifizielle Ausdrucksweise in klassisch gedrechselten Sätzen macht den beklemmenden Reiz dieses Berichts aus, vor allem im Hinblick auf die menschenunwürdige Situation, die er beschreibt. Hartmut Geerken hat sich diesem Text zu nähern versucht, indem er 1988 die aus Ruests Text vage rekonstruierte Strecke mit "offenem Mikrophon" nachfuhr. Was er akustisch einfangen konnte, hat nichts mehr zu tun mit Ruests Bericht. Fast fünfzig Jahre sind vergangen, und aus unverschweißten Gleisen sind verschweißte geworden. 1988 gibt es nichts, was an die Deportation von 1940 erinnert, es sei denn, daß die Orte, an denen Ruest und Geerken sich aufhielten, und die Strecken, die sie fuhren, deckungsgleich waren; aber auch das bleibt unsicher.
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 1989
- Erstsendung: 19.05.1989 | 47'00
Auszeichnungen
- Karl-Sczuka-Preis 1989