Originalhörspiel

Autor/Autorin: Don Haworth

Der Berg

übersetzt aus dem Englischen

Übersetzung: Marianne de Barde
Technische Realisierung: Anna-Maria Tietze, Margitta Köhler-Bloy

Regie: Christian Gebert

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Traugott BuhreJoseph
    Marianne LochertMagda
    Wolfram WenigerWerner

Sisyphus mußte im Hades einen riesigen Stein bergaufwärts wälzen, nur um zu erleben, daß er immer wieder zu Tal rollte. Die Arbeit kann ihn kaum befriedigt haben. Oder doch? Hat er im Laufe der Ewigkeit vielleicht Geschmack an der Sache bekommen? Darum geht es, teilweise jedenfalls, in diesem Hörspiel. einem mitteleuropäischen Staat, der an das Deutschland des 18. Jahrhunderts erinnern könnte. Sisyphus heißt hier Joseph. Als junger Mann hat er mit vier Kumpanen vom Berg herab Steine auf das Haus eines vermeintlichen Diebes rollen lassen. Der Mann kam um. Das über die fünf Übeltäter verhängte Todesurteil wurde vom Kaiser in letzter Minute umgewandelt: in eine Neuauflage der Arbeit des Sisyphus. Während die anderen längst geflohen, vom Stein erschlagen oder im Wahnsinn gelandet sind, hat Joseph Sinn der Schufterei gefunden. Als endlich die Begnadigung naht, lehnt er ab. Er müßte einen Satz des Bedauerns über ein in sinnloser Arbeit vertanes Leben unterschreiben. Doch das ist seine Wahrheit nicht. Wade meinte, Joseph verweigere sich, "weil er ahnt, daß er statt Freiheit nur eine neue Form der Versklavung gewinnen würde". Das mag stimmen. Aber auch andere Auslegungen sind möglich. Don Haworth hat mit dem "Berg" ein Stück geschrieben, dessen Philosophie, nur auf den ersten Blick schlicht und eindeutig, das Nachdenken in verschiedene Richtungen treibt. mit mythologischen Figuren, die Szenerie des deutschen Bildungsromans, der ruhige Ernst der Gespräche - sie wirken scheinbar unraffiniert, fast altmodisch. Daß unter dieser Oberfläche durchgehend das Hintergründige und die Kunstkalkulation eines der erfahrensten englischen Hörspielautoren spürbar bleibt, macht die besondere Spannung und den Reiz dieses Stückes aus.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Hessischer Rundfunk 1989
  • Erstsendung: 09.11.1989 | 90'59

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