ARD-Hörspieldatenbank


Hörspiel
Im Moos
Bearbeitung (Wort): Stephan Schwartz
Technische Realisierung: Johannes Carstens, Elke Kellermann
Regieassistenz: Waltraud Heise
Regie: Stephan Schwartz
In einem Sommerhaus im oldenburgischen Mollberg wird ein alter Mann, der Botaniker Lukas Ohlburg, tot aufgefunden. Die Umstände seines Todes scheinen ungewöhnlich, fast sogar mysteriös. Trotz der regnerischen Witterung waren alle Türen und Fenster geöffnet, und überall im Haus lag Moos verstreut. Bett und Schreibtisch waren mit Moosplacken bedeckt, und sogar im Gesicht des Toten, im Bart, um Mund und Nase, waren Spuren von Vermoosungen zu sehen. Im Auftrag der Kriminalpolizei sichtet der Bruder des Verstorbenen die Seiten eines Manuskriptes, an dem Ohlburg bis zuletzt gearbeitet zu haben schien. Es sind tagebuchartige Aufzeichnungen, Reflexionen und Erinnerungen. Diese Papiere beschreiben den Abschied des alten Mannes von der empirischen Welt, den Abschied von seiner Wissenschaft und ihrer analysierenden Denkweise, und sie beschreiben zugleich die wachsende Faszination des ehemaligen Botanikers für das unscheinbare Moos. Zwischen ihm und dem Moos entsteht eine Art Kommunikation, und seine Taubheit für die "Sprache" der Pflanzen weicht einer neuen Wahrnehmung, die sich sprachlicher Vermittlung entzieht. Dem Moos immer ähnlicher, wächst er hinüber in eine neue Identität. "Was der Mensch lernen könnte, wenn er gleichgültiger wäre, ist unermeßlich."