ARD-Hörspieldatenbank
Monolog
Medea, ein Monolog
Technische Realisierung: Dietram Köster, Christoph Romanowski
Regieassistenz: Herbert Leonhardt
Regie: Günter Bommert
Oft schon hat Medea, diese mythische Frauenfigur, dichterische Darstellungen erfahren; von Euripides, der sie in seiner Tragödie zum maßlosen Ungeheue machte, zu einer Barbarin aus vorzivilisierter Zeit, zur giftmischenden Hexe und liebestollen Mörderin, - über Ovid und Seneca bis hin zu Grillparzer, Hans Henny Jahnn und Heiner Müller, die Euripides darin mehr oder weniger folgten. Als ganz andere Frau zeigt sich Medea jetzt in Dagmar Nicks Monolog. Sie wehrt sich gegen die diffamierenden Geschichten, die "man" über sie erfunden hat. Die Autorin schreibt selbst zu ihrem Werk: Was mich an diesem Stoff gereizt hat, ist die Frage nach dem Sinn eines ewigen Lebens, das unter Umständen ein ewiges Leiden sein kann, demonstriert an den beiden mythologischen Gestalten Prometheus und Chiron. Als deren Bindeglied lasse ich Medea fungieren. Der Weg, den Medea zurücklegt, bewirkt am Ende für sie eine Wandlung: aus der verletzten, verjagten, durch Schicksalsschläge hart gewordenen Frau wird beim Anblick des leidenden Chiron ein anderer Mensch mit anderen Fragen. Das zweite Thema lautet: Wenn Prometheus, das Symbol der Erfindergabe und des Fortschritts, in Freiheit weiterleben will, muß ein anderer Unsterblicher seine Unsterblichkeit für ihn opfern: es ist Chiron, Symbol der Weisheit und Güte. Mit dem Tod dieses als Kentaur urtümlich gezeichneten Wesens endet die von uns "archaisch" genannte Zeit, die Weisheit ist aus der Welt. Wir sind die Nachfahren des Prometheus.