ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Dana Horáková, Angela Sussdorff
Sylvia
Technische Realisierung: Frank Wild, Christiane Köhler
Regieassistenz: Johannes Hertel
Regie: Ulrich Heising
Selten hat sich eine bedeutende Autorin so sehr den veräußerlichten Normen eines ganz und gar gesellschaftskonformen Lebensplans ausgeliefert wie die deutschstämmige amerikanische Dichterin Sylvia Plath (1932-1963). Ihre Briefe und Gedichte, ihre Tagebücher und der 1963 veröffentlichte Roman "The Bell Jar" sind Dokumente der Schutzlosigkeit eines Menschen, der außerstande war, das eigene Ich gegen die Zwänge des amerikanischen Erfolgs-Imagos und die Ansprüche des Weiblichkeitswahns der 50er Jahre zu verteidigen. Ihre rigorose Anpassungsmanie, ihr unglücklicher Versuch, ein Mensch ohne Schattendasein zu sein, machen sie schutzlos gegenüber der auf die Dauer unvermeidlichen Erkenntnis der Unerreichharkeit ihrer einander widersprechenden Lebensziele. Ihre Rückschläge und Niederlagen ließen sie indes nicht zum Widerstand gegen die falschen Forderungen kommen, sondern wurden in den seelischen Untergrund abgedrängt, wo sie Depression und Verzweiflungsanfälle erzeugten, die sich am Ende zu Selbstmord steigerten. Eine zentrale Station dieses unglücklichen Daseins, Sylvias Aufenthalt in der McLean-Klinik, nach ihrem ersten Selbstmordversuch, ist der Ausgangspunkt, von dem die beiden Autorinnen des biographischen Hörspiels "Sylvia" Expeditionen in die Tiefenschichten dieses exemplarischen Frauenlebens unternehmen.