ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Die Geschäftsfrau
Komposition: Brynmore Jones
Technische Realisierung: Roland Seiler, Bernd Hagen
Regieassistenz: Johannes Hertel
Regie: Bernd Lau
Gemeinsam mit Robert, ihrem Ehemann, führt Inge Trost eine Buchhandlung. Sie selbst arbeitet nur vormittags dort, nachmittags nimmt eine Verkäuferin ihren Platz ein, während sie sich um die Erziehung ihres 10-jährigen Sohnes kümmert. Scheinbar hat Inge ihr Leben im Griff, wären da nicht bei ihr und in ihrer Umgebung ein paar Merkwürdigkeiten. Zum Beispiel Roberts depressiver Rückzug. Warum interessiert er sich ausschließlich für sein kleines Antiquariat mit deutscher Exilliteratur? Zum Beispiel ihre eigene innere Unruhe. Warum fährt sie jeden Monat zu ihrer Freundin nach Köln? Merkwürdig auch, daß diese Geschäftsfrau so leicht zu verunsichern ist, wenn es um die Erziehung ihres Sohnes geht. Und merkwürdig schließlich, wie oft bei ihr Erinnerungen an Verbote in ihrer frühen Kindheit auftauchen. Nein, Inge hat ihr Leben nicht im Griff, sie schafft es mal gerade, die bürgerliche Fassade zu wahren. Was dahinter ist, hat sich längst verselbständigt, entzieht sich ihrem Einfluß, zwingt ihr ein Doppelleben auf. Inge und Robert Trost sind im Krieg geboren, sie haben, ohne es zu begreifen das Ende des Nationalsozialismus und die Verunsicherung ihrer Eltern danach erlebt. Für sie gilt die Erkenntnis von Alice Miller, 'daß das Schweigen der Eltern mit Symptomen bei den Kindern bezahlt wird'.