Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Gert Loschütz
Die Verwandtschaft
Regie: Heinz von Cramer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Matthias Ponnier Vater Marianne Lochert Mutter Ruth Hellberg Großmutter Franz Kutschera Großvater Rosemarie Gerstenberg Tante Erna Charles Wirths Onkel Wilhelm Alice Eichleiter Carola
Drei Generationen einer Familie absolvieren ihr alljährliches Fest, auf dem nur noch Belanglosigkeiten ausgetauscht werden. Einzig die Jüngste ist noch nicht gänzlich domestiziert.
Vater, Mutter, Onkel, Tante, Großvater, Großmutter - und die Enkelin Carola. Einmal jährlich absolvieren sie ein 'Familienfest'. Man tauscht Begrüßungsformeln aus, fragt nach Gesundheit, Beruf, nach Freunden und fernen Verwandten. Aber da das jedes Jahr so ist, da man auch sonst ein durch und durch normiertes Leben führt, kann von 'Fest' schon lange keine Rede mehr sein. Es ist völlig belanglos geworden, wer welche Sätze spricht; daß alle Anwesenden sich permanent verwechseln, fällt kaum noch auf. Von den Alltagsnichtigkeiten ausgelaugt, haben diese Menschen die Fähigkeit verloren, sich als Person zu fühlen und zu begreifen. Und an dem einzigen Wesen, in dem noch etwas Leben steckt, wird permanent herumkommandiert: "Carola, mach einen Knicks! Carola sitz gerade! Carola, lach mal! Carola, wie sagt man denn da?"
"Um Phantasie geht es in dem Hörspiel bzw. darum, wie Phantasie, wo sie noch vorhanden ist, kaputtgemacht wird: durch familiäre und gesellschaftliche Dressurakte. Aber es geht auch um Sprachkonventionen, die das Denken erleichtern und in ihrer übelsten Ausprägung, der Phrase, vom verantwortlichen Denken entbinden und auch gegen den Willen derer, die sie benutzen, zur Katastrophe führen können, zur persönlichen wie gesellschaftlichen." (Gert Loschütz)
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 1975
- Erstsendung: 06.02.1976 | Bayern 2 | 22:07 Uhr | 73'35