ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Morgenprozession
Regie: Hans-Ulrich Minke
Der Autor baut auf der satirishcen Idee des "Narrenschiffs" von Sebastian Brant (Basel 1494) auf: Werden dort Sünden und weltliche Vergnügungen ironisch-witzig gebrandmarkt und Sünde als Narrheit dargestellt, so geht er weit darüber hinaus. Hier sind es die bösen und wirren Traumgeschöpfe der beiden Säufer Blégranges und Grandgueule und deren sündiger Gefährtin Judith, die den Hörer aus einem langweiligen Kurort am See, in dem nichts geschieht, entführen in die unheimliche Welt der Träume und des Unterbewußten. Was eben noch banaler Alltag war, wird verwandelt in archetypische Alpträume, in denen Triton und Salome, Judith, apokalyptische Reiter und der Ewige Jude wie selbstverständlich auftauchen. Und wenn am Ende der Träumende um Hilfe ruft, ist das Erwachen in der Banalität des Kurorts am See kein Trost mehr.