ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel
Roberte und Gulliver
übersetzt aus dem Französischen
Übersetzung: Walter Klier
Komposition: Peter Zwetkoff
Technische Realisierung: Frank Wild, Regina Kraus, Regine Schneider
Regieassistenz: Johannes Hertel
Regie: Norbert Schaeffer
Ein akustisches Szenario, das der Pariser Künstler- Philosoph Klossowski seinem jüngeren Kollegen Gilles Deleuze gewidmet hat, und das - wie seine ironische Gattungsbezeichnung "Divertimento" nahegelegt - als unter altendes Zwischenspiel mehrere Figuren und kulturkritische Motive seines Gesamtwerks variiert. In der Tradition von Nietzsches Moralkritik und de Sades "Philosophie im Boudoir" hat Klossowski eine Fundamentalkritik der patriarchalischen Gesellschaft entwickelt, die sich einem ebenso glücklosen wie gewaltsamen Sieg über die Sexualität der Frau verdankt. Klossowski hat immer wieder versucht, die Optik der Unterwerfung umzukehren und in der Figur der Roberte, die sein gesamtes erzählerisches Werk durchzieht, die Frau als konstante, letztlich unvereinnahmbare Herausforderung an unsere marode Kultur zu beschreiben. Deren Repräsentanten sind in Klossowskis Divertimento vielfältig vertreten und sie werden in Gestalt des Dekans von St. Patrick (der Jonathan Swift einst war) und seiner jungen Kollegiaten zu Zeugen von Roberts geträumter Begegnung mit dem zwergenhaften Gulliver, der Roberte zwar besteigen und vermessen, aber nicht besitzen kann, - während sie selbst den Koloß Santa Sede herbeisehnt, der sich als übersteigerte Projektion unerfüllter Phantasien erweist. Roberte, auf Inspektionsreise im Dienst eines Zensurkomitees in einen Bodeort am Meer gelangt, träumt im Hotel an der Küste ihren Traum, der als Teil einer entgrenzten Realität erscheint.