ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Das kalte Licht
Vorlage: Das kalte Licht (Theaterstück)
Technische Realisierung: Friedrich Basan, Ilse Begeré
Regieassistenz: Lothar Timm
Regie: Gert Westphal
"Wo liegen die großen tragischen Konflikte in dieser Zeit?" Diese Überlegung brachte Carl Zuckmayer, wie er selbst angibt, zu dem Stoff, den er in seinem neuen Stück behandelt. Er fährt fort: "Der heutige Mensch, besonders der jüngere, befindet sich in einer Art weltanschaulicher Verwirrung, zwischen Rationalismus und Religion, zwischen idealistischen und materialistischen Auffassungen. Das alles braut heute im Innern des Menschen und führt zu einer tragischen Konzeptionswirrnis. Auf der Suche nach einem Punkt, an dem sich all dies deutlich aufweisen läßt, kam der Stoff zu mir." Zuckmayer hat diesen Punkt gefunden in dem kalten Licht der vor zehn Jahren erstmals entfesselten Atomgewalt. Sein Stück lehnt sich an den weithin bekannt gewordenen Fall des Verräters Klaus Fuchs an. Es beginnt auf einer Londoner Parkbank kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Der nach England emigrierte junge deutsche Wissenschaftler Kristof Wolters, wie er bei Zuckmayer heißt, kommt hier zum ersten Mal in Kontakt mit einem kommunistischen Agenten. Es endet elf Jahre später auf der gleichen Parkbank. Dazwischen liegt die Geschichte von Wolters' Schuld, Läuterung und Sühne. Wolters vermittelt die entscheidenden Details der Atombombenherstellung an die Sowjetunion, um die gefährliche Machtpotenz dieser Waffe auf beiden Seiten zu wissen. Aber je tiefer er sich über die Jahre hinweg in dem Netz der Spionage verstrickt, desto schwerer belastet ihn die Illoyalität, die er sich seinem Gastland gegenüber zuschulden kommen läßt. In diesem Krisenstadium seines Doppellebens wird er dem britischen Geheimdienst verdächtig. Die Schlußphase bringt den Kampf zwischen Verhörer und Verhörtem. Es ist ein Kampf, in dem es dem Mann des Geheimdienstes nicht um Wolters' Kapitulation vor Indizien geht, sondern um die Erkenntnis der Schuld.