ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Der Krieg in Rückschau und Gleichnis
Die andere Seite
Vorlage: Die andere Seite (Theaterstück, englisch)
Übersetzung: Hans Reisiger
Bearbeitung (Wort): Herbert Eisenreich
Technische Realisierung: Herbert Kara, Ingeborg Hasse
Regie: Otto Kurth
Man kann die meisten Probleme von verschiedenen Seiten betrachten. Das Drama Robert C. Sherriffs ist ein besonders interessantes Argument für diese alte Erfahrungstatsache, weil es nicht nur "die andere Seite" des Soldatentums zeigt, sondern auch die der Literatur. Sherriff war nämlich ein Nicht-Literat, der sein Stück ohne jeden Hinblick auf Weltliteratur für eine Amateurbühne schrieb. Der Kämpfer des Ersten Weltkrieges wird darin nicht aus der Perspektive des Kriegsberichterstatters gesehen, sondern aus der des vordersten Schützengrabens. Der Autor distanziert sich nicht von diesem eigenartigen Dasein zwischen Leben und Tod, er nimmt es - im Gegenteil - sozusagen unter die Lupe. Heute noch so bestechend wie vor 20 Jahren der sichere Griff, mit dem der Szenenablauf bestimmt wird. Fugenlos zeichnet Sherriffs dramatische Dialektik das unsterbliche Janusgesicht des Helden: Aus menschlicher Angst und großartig menschlicher Haltung. Was die Männer in den Schützengräben aussagen, wirkt wie eine Ohrenbeichte, in welche die Geräusche des Krieges hineinprasseln.
