ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Rendezvous
Vorlage: Rendez-vous (Dialog, französisch)
Übersetzung: Valerie Stiegele
Bearbeitung (Wort): Valerie Stiegele
Technische Realisierung: Günter Heß, Uta von Reeken
Regieassistenz: Irene Schuck
Regie: Hans Gerd Krogmann
Philippe Soupault gehörte zu den Gründern der Surrealitischen Bewegung und schrieb, zusammen mit Andre Breton, im Jahre 1919 den ersten surrealistischen Text der Literaturgeschichte: "Die magnetischen Felder". Obwohl er acht Jahre danach als"Abtrünniger" aus dem Kreis ausgeschlossen wurde - Soupault schrieb Romane, was ihm die orthodoxen Surrealisten nicht verziehen! - sind auch in seine spätere Lyrik und Prosa immer wieder surrealitische Elemente eingeflossen: widersprüchliche Bilder, welche die etablierte Ordnung der Welt aufheben und die Gesetze der Logik poetischphantastisch in Frage stellen wollen. Auch sein im Jahr 1956 entstandener Dialogtext "Rendezvous" nimmt die Stimmung seiner frühen Werke auf. In einem Vorzimmer, in dem die erstickende Atmosphäre von Kafkas "Schloß" und Sartres "Geschlossener Gesellschaft" herrscht, sitzen ein paar Männer und Frauen, die dem Ruf zu einem mysteriösen Rendezvous gefolgt sind. Sie warten. Worauf? Sie wissen es nicht. Sind sie tot? Leben sie noch? Sie warten. Diejenigen, die schließlich vorgelassen werden, kehren schreiend wieder ins Vorzimmer zurück: sie haben nichts anderes erlebt als schreckliche Visionen und unerträgliche Geräusche und sind keiner anderen Instanz begegnet, als ihren eigenen, ins Fantastische gesteigerten Lebensfixierungen.