ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Rimbaud - Ewig in derselben Wüste, in derselben Nacht
Komposition: Peter Zwetkoff
Technische Realisierung: Joachim Gensthaler, Roland Seiler, Regina Kraus
Regieassistenz: Patrick Blank
Regie: Irene Schuck
Jean Arthur Rimbaud (18541891), bereits zu Lebzeiten Symbolfigur für den kompromißlosen Willen zum Ausbruch aus der beengten Welt des moralischen Gesetzes, experimentiert sechzehnjährig mit Drogen, um als "Seher" in das Unbekannte jenseits der Wirklichkeit vorzudringen. Als Zwanzigjähriger hört der junge Dichter auf zu schreiben und verläßt den christlichen Kontinent, um in Afrika jenem "Anderen" nachzujagen, das er zuvor im Reich der Halluzinationen gesucht hat. Dieser frühe und endgültige Bruch mit der Poesie folgt der Einsicht, daß auch die Erfindung einer neuen Sprache, die Kunst nicht zur Veränderung des Lebens befähigen wird. Georg Lütter kontrastiert die Reise nach Afrika, auf der das metaphorisch-spirituelle Gold des Dichters für den Waffenhändler Rimbaud zum begehrten Objekt wird, mit dem einstigen Aufbruch in die Welt der Pariser Boheme. Die Visionen des Sechzehnjährigen, der aus der bedrückend kleinen Welt der Provinz nach Paris flieht, nicht nur um zu schreiben, sondern um die Poesie zu leben, enden im Desaster seiner Liebe zu dem Dichter Paul Verlaine. Aber das Verlangen, das Unsichtbare zu sehen und das Unerreichbare zu berühren, bestimmt auch seine afrikanischen Handelsreisen und der Konflikt mit der Realität wiederholt sich im endlosen Scheitern seiner Geschäfte. Der Bruch zwischen dem früheren Dichter und dem späteren Waffenhändler ist also nur scheinbar radikal: noch immer verlangt es Rimbaud danach, die Grenzen des Wirklichen zu überschreiten. An die Stelle der Halluzinationen und der Poesie ist der Traum vom künftigen Reichtum und von wunderbaren, stehts fern bleibenden Landschaften getreten. Noch immer gilt der Satz: "Ich ist ein Anderer."