Hörspiel

Autor/Autorin: Georg Lütter

Rimbaud - Ewig in derselben Wüste, in derselben Nacht

Komposition: Peter Zwetkoff
Technische Realisierung: Joachim Gensthaler, Roland Seiler, Regina Kraus
Regieassistenz: Patrick Blank

Regie: Irene Schuck

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Udo SamelRimbaud
    Felix von ManteuffelPaul Verlaine
    Dirk NawrockiDelahaye
    Walter RenneisenMonsieur Labatut
    Siegfried W. KernenMpnsieur Ilg
    Hans WyprächtigerMonsieur Borelli
    Claus BoysenKönig Menelik II.
    Matthias PonnierMonsier Suel
    Christel Koerner
    Katharina Palm
    Helena Rüegg
    Margarete Salbach
    Hans-Edgar Stecher
    Andreas Szerda

Jean Arthur Rimbaud (1854­1891), bereits zu Lebzeiten Symbolfigur für den kompromißlosen Willen zum Ausbruch aus der beengten Welt des moralischen Gesetzes, experimentiert sechzehnjährig mit Drogen, um als "Seher" in das Unbekannte jenseits der Wirklichkeit vorzudringen. Als Zwanzigjähriger hört der junge Dichter auf zu schreiben und verläßt den christlichen Kontinent, um in Afrika jenem "Anderen" nachzujagen, das er zuvor im Reich der Halluzinationen gesucht hat. Dieser frühe und endgültige Bruch mit der Poesie folgt der Einsicht, daß auch die Erfindung einer neuen Sprache, die Kunst nicht zur Veränderung des Lebens befähigen wird. Georg Lütter kontrastiert die Reise nach Afrika, auf der das metaphorisch-spirituelle Gold des Dichters für den Waffenhändler Rimbaud zum begehrten Objekt wird, mit dem einstigen Aufbruch in die Welt der Pariser Boheme. Die Visionen des Sechzehnjährigen, der aus der bedrückend kleinen Welt der Provinz nach Paris flieht, nicht nur um zu schreiben, sondern um die Poesie zu leben, enden im Desaster seiner Liebe zu dem Dichter Paul Verlaine. Aber das Verlangen, das Unsichtbare zu sehen und das Unerreichbare zu berühren, bestimmt auch seine afrikanischen Handelsreisen und der Konflikt mit der Realität wiederholt sich im endlosen Scheitern seiner Geschäfte. Der Bruch zwischen dem früheren Dichter und dem späteren Waffenhändler ist also nur scheinbar radikal: noch immer verlangt es Rimbaud danach, die Grenzen des Wirklichen zu überschreiten. An die Stelle der Halluzinationen und der Poesie ist der Traum vom künftigen Reichtum und von wunderbaren, stehts fern bleibenden Landschaften getreten. Noch immer gilt der Satz: "Ich ist ein Anderer."

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Südwestfunk 1990
  • Erstsendung: 25.09.1990 | 52'05

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