ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Jakobe
Komposition: Werner Haentjes
Technische Realisierung: Renate Schlichthörlein, Elisabeth Berbig
Regieassistenz: Petra Feldhoff
Regie: Heinz Dieter Köhler
Mit der Sage, die erzählt, daß der Geist der unglückseligen Jakobe in jeder Nacht zum 23. September im alten Schloßturm zu Düsseldorf spuke, hat es folgende Bewandtnis: Am Morgen des 23. September 1597 fand man die Herzogin tot in ihrem Bett. Da sie tags zuvor noch gesund und munter war, argwöhnte man, sie sei ermordet worden, obwohl man an der Leiche keine Spuren von Gewaltanwendung feststellen konnte. Zwölf Jahre zuvor war die schöne Markgräfin von Baden mit dem jungen Herzog Johann Wilhelm vermählt worden. Die Hochzeit war auf Betreiben der katholischen Fürsten zustande gekommen, denen der alte Herzog Wilhelm gar zu tolerant erschien. Dieser hatte sogar drei seiner Töchter protestantisch werden lassen und mit reformierten Fürsten, dem Pfälzer, dem Brandenburger und dem Sachsen verheiratet. Jakobe sollte dafür sorgen, daß die ketzerischen Umtriebe in den Herzogtümern Jülich, Kleve und Berg und in den Gratschaften Mark und Ravensberg, über die Wilhelm regierte, ein Ende hätten. Man hoffte, daß die junge Frau an der Seite ihres geistesgestörten Gemahls alsbald die Herrschaft an Stelle des altersschwachen Schwiegervaters ausüben werde. In Wahrheit herrschten aber katholische wie protestantische Räte im Land, vor allem ein Herr von Waldenburg, genannt Schenkern, der heimlich mit den Spaniern paktierte, die an den Grenzen der Herzogtümer im Krieg mit den Niederlanden lagen. Da Jakobe keinen Erben gebar, beanspruchten nach dem Ableben Wilhelms mehrere Fürsten die Vormundschaft über ihren kranken Mann, um sich mit der Zeit in den Besitz der reichen Länder am Rhein setzen zu können. Der Schenkern dagegen suchte, die Herzogin von der Regierung fern und sich selbst an der Macht zu halten. Er beschuldigte Jakobe des Ehebruchs und Kindesmordes und verklagte sie beim Kaiser. Der Prozeß schleppte sich hin. Als eine Eingabe bei Rudolf II. ein Ende zugunsten Jakobes vermuten ließ, beschloß Schenkern ihren Tod. In Torsten Reschkes Hörspiel, das einem historischen Kriminalstück gleicht, holen die intriganten Höflinge einen erfahrenen Scharfrichter aus dem Kölnischen, der die einsame Gefangene in der Düsseldorfer Residenz so vom Leben zum Tode befördern soll, daß ein Mord nicht nachzuweisen ist. Jahrzehnte später erleichtert der ehemalige Henker auf dem Sterbebett sein Gewissen. Mit der Erzählung von den letzten Stunden der Herzogin entwirft der Autor in Retrospektiven zugleich ein Bild von den politischen Wirren jener Zeit der Glaubenskämpfe am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges. Torsten Reschke, Jahrgang 1943, schrieb für die ARD bisher neben Kurzhörspielen 17 abendfüllende Hörspiele, zuletzt sendete der WDR in dieser Reihe sein Mundartstück "Blaue Blümkes - schwarzer Dreck".