ARD-Hörspieldatenbank
Hörspiel
Zur Entstehung von Alfred Döblins Alexanderplatz-Hörspiel
Die Suche nach dem 'Eigenkunstwerk im Rundfunk'
Komposition: Erich Doflein
Technische Realisierung: Dietmar Fuchs, Günter Beckmann, Ursula Karsten
Regie: Waltraud Heise
Ende April 1930 kündigte Hans Flesch, Intendant der Berliner Funkstunde, drei Höhepunkte der kommenden HörspieIsaison an: ein Rundfunkstück auf Schallplatten, das, an Ort und Stelle aufgenommen, die Großstadt Berlin schildern sollte, ein reines Hörspiel von Georg Kaiser sowie Alfred Döblins Funkdramatisierung seines Romans "Berlin Alexanderplatz". Keine dieser drei Ankündigungen ist realisiert worden. Das Rundfunkstück auf Schallplatten hätte zum ersten Mal den O-Ton für eine montierte und vorproduzierte Rundfunkreportage nutzbar gemacht; mit Georg Kaiser hätte einer der bedeutendsten Dramatiker der Weimarer Republik für den Hörfunk gewonnen werden können, und von Alfred Döblin wäre ein wichtiger Schritt auf der Suche nach dem "Eigenkunstwerk im Rundfunk" wie Hans Flesch es formulierte, zu erwarten gewesen. Mit neuem Material belegt Jeanpaul Goergen in seiner Hörspielwerkstaff, daß es für die Absetzung des Döblin-Hörspiels am 30. September 1930 ein Bündel von Ursachen gab: die krisenhafte Zuspitzung der politischen Lage vor dem Hintergrund der Wahlenfolge der Nazis; die Angriffe gegen die Funkstunde wegen Ebermeyers Hörspiel "Der Minister ist ermordet', künstlerische Differenzen bei der Produktion, Schwierigkeiten mit der Besetzung, Probleme bei der Realisation der Döblinschen Vorlage. Die erhalten gebliebene Plattenfassung ist als Experiment, als Rohaufnahme, als Vorstudie zu einer besseren Aufführung zu betrachten, die schließlich nie zustande kam.