Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Christina Calvo
Rosemarie
Technische Realisierung: Günter Beckmann, Annelene Domernicht
Regieassistenz: Waltraud Heise
Regie: Hans Rosenhauer
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Annemarie Schradiek Carola Gerda Gmelin Dorothee
"Rosemarie, dich vergeß ich nie ...", tönt es undeutlich verrauscht aus dem Radio. Vergessen können auch zwei alte, vereinsamte Schwestern, an denen das Leben vorbeigegangen ist, ihre ältere Schwester Rosemarie nicht. Sie ist gegen Ende des Krieges ums Leben gekommen. Die beiden Schwestern hausen in einer winzigen Wohnung, leben von der kärglichen Sozialhilfe, die Dorothee, die ältere der beiden, bezieht. Carola, nach einem Unfall seit 40 Jahren im Rollstuhl lebt in einer irrealen Traumwelt längst vergangener bürgerlicher Sorglosigkeit und ignoriert es, daß das tägliche Gulasch bereits seit langem aus ganz gewöhnlichem Hundefutter besteht. Als Dorothee nach einem Sturz in der Wohnung nun ebenfalls zur Bewegungsunfähigkeit verurteilt wird, erscheint die Lage von beiden als beinah hoffnungslos, das Telefon ist abgestellt, die Nachbarn sind verreist. Unter dem Eindruck dieses Ausnahmezustandes kommt es zu einem Gespräch über die tote Schwester. Wie war das damals wirklich mit Rosemaries Tod? Carola muß sich nun unbequemen Fragen der Schwester stellen, die alte Wunden aufreißen, Verdrängtes ans Licht bringen. Es klingelt an der Tür, ist es der von Carola immer wieder beschworene Besuch von Rosemaries Sohn, den er vor fünf Jahren in einem Brief angekündigt hat? Doch der Weg zur Tür ist unerträglich lang. Gegenwart und Vergangenheit werden in diesem persönlichen Diskurs zweier Schwestern miteinander in Beziehung gesetzt. Die Suche nach dem Ausgangspunkt, den Verbindungslinien für das Scheitern persönlicher Glückserwartung und für das miserable Leben am Ende, wird in Dialogen verhandelt, die voll Sprachwitz und Situationskomik gleichwohl eine befreiende tragikomische Wirkung entfalten.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 1986
- Erstsendung: 20.11.1986 | NDR 1 | 48'40