ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Glanz der Boheme
Eine Schauerposse
Vorlage: Glanz der Bohème (Theaterstück, spanisch)
Übersetzung: Fritz Vogelgsang
Bearbeitung (Wort): Heinz von Cramer
Technische Realisierung: Walter Jost, Beate Böhler
Regieassistenz: Jürgen Dluzniewski
Regie: Heinz von Cramer
Am 5. Januar 1986 jährt sich der Todestag des großen spanischen Dichters zum fünfzigsten Male. Am Vorabend dieses Tages nun wird der SDR ein weiteres seiner zahlreichen, in Deutschland leider noch unaufgeführten dramatischen Werke (1982 wurde bereits "Die Hauptmannstochter" in einer Hörspielfassung erstgesendet) zur deutschen Erstsendung bringen. In "Glanz der Boheme" irrt ein armselig-großartiger, blinder Mansardenpoet aus Andalusien, dem soeben das letzte, kärgliche Auftragsverhältnis gekündigt worden ist, durch "ein absurdes, brillantes und hungerndes Madrid". Durch nächtliche Gassen und Kaschemmen, durch Amtsstuben, Intellektuellenzirkel und Amüsierlokale, durch Geschwätz, Gemeinheit, Armut, Flitterpomp und Protestkrawall, eilt der Dichter, das "klassische Blindenhaupt", voll Ohnmacht, Scham und Wut von einer Station der Erniedrigung zur nächsten, ehe er im Morgengrauen wie ein Hund vor der eigenen Haustür verendet. Ramón del Valle-Inclán, 1869 in Galicien geboren und 1936 gestorben, war die herausragende spanische Dichterpersönlichkeit seiner Zeit. Seine Dramen, Prosa und Lyrik beeinflußten die gesamte Literatur seines Landes, ja wendet sie um. Er wird als "Vater der spanischen Moderne" betrachtet. Wegen seiner Angriffe gegen die Diktatur kam er unter Primo de Rivera 1929 kurze Zeit ins Gefängnis. Zuvor war sein Roman "Tyrann Banderas" erschienen, sein sprachmächtiges, beispielgebendes Prosawerk, das die Erfahrungen des Soldaten und Journalisten Valle-Inclán in Mexiko verarbeitet.