ARD-Hörspieldatenbank


Hörspiel
Literarisch-musikalisches Hörspiel mit Musik von Johann Sebastian Bach und Krysztof Penderecki nach einer Idee von Detlef Gojowy
Leb wohl, Judas
Technische Realisierung: Otto Fries, Petra Doussier
Regieassistenz: Christoph Pragua
Regie: Klaus-Dieter Pittrich
Biblische Stoffe und Modelle unmittelbar auf die Gegenwart zu beziehen - auf ihre Machtstrukturen und Ideologien - hat in der polnischen Nachkriegs- und Aufbruchsliteratur seine Tradition: man denke nur an die Essays und Parabeln von Leszek Kolakowski. Diese Tradition greift der Warschauer Autor Ireneusz Iredynski auf, wenn er in seinem Schauspiel "Leb wohl, Judas" gewissermaßen den Versuch unternimmt, den "negativen Helden" der Passionsgeschichte zu entlasten. Er schreibt sozusagen eine "Judas-Passion", indem er den Urkonflikten zwischen Person und Kollektiv, Vernunft und Hysterie, Müdigkeit und Anpassung Gestalt und Gestalten verleiht und das ganze in einem Milieu spielen läßt, das dem polnischen Gegenwartspublikum seltsam nahe und vertraut vorkommen muß. Auch hier setzt Judas seinem Leben mit dem Strick ein Ende. Aber wie er zu seinen Entschlüssen kam, macht Iredynski unter ganz aktuellen Vorzeichen plausibel.