ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Die erzumgürtete Jungfrau oder Glanz und Elend aller Tugend
Ein tönendes Kriegerdenkmal, sehr frei nach Voltaires Heldenpoem in deutschen Reimen erbaut
Vorlage: La Pucelle (Versepos, französisch)
Übersetzung: Heinz von Cramer
Bearbeitung (Wort): Heinz von Cramer
Komposition: Heinz von Cramer
Technische Realisierung: Walter Jost, Birgit Schilling
Regieassistenz: Günter Maurer
Regie: Heinz von Cramer
Die Jungfrau von Orléans hat die Phantasie vieler Schriftsteller angeregt - selbst Voltaire hat ihr Schicksal, allerdings in der ihm eigenen Spitzzüngigkeit und zeitkritischen Bosheit, in einem heroisch-komischen Versepos in 21 Gesängen beschrieben. In der Tradition der epischen Parodie stehend, wird Voltaires "Jungfrau" zum scharfen Angriff auf Wunder- und Vorhersehungsglauben und einen verlogenen Jungfräulichkeitskult. Dieses Werk, das von Goethe bewundert und Gottsched aus sittlichen Gründen abgelehnt wurde, wird getragen von einem Geist, der - so der Übersetzer und Bearbeiter Heinz von Cramer - "nichts mehr verabscheut und flieht als alles 'Positive'... Denn wo es positiv zugeht, da lastet die Nützlichkeit auf uns; und es ist kein Patz für das zierliche Unkraut".
Voltaire, geboren 1694 in Paris, wo er 1778 auch starb. Sein ausgedehntes Werk umfaßt sowohl Gedichte, Epen, Romane und dramatische Texte als auch philosophisch-historische Schriften; jedoch ist die geistesgeschichtliche Bedeutung Voltaires weniger in seinem literarischen als seinem philosophisch-historischen Werk begründet. Neben d'Alembert und Diderot, mit denen er seit 1754 an der großen französischen Enzyklopädie arbeitete, wurde Voltaire geradezu Symbolfigur der Aufklärung. Als militanter Vernunftverfechter, Gegner jeder dogmatischen Metaphysik, entschiedener Anhänger des naturwissenschaftlichen Empirismus, gefürchteter Polemker und ironisch-bissiger Freigeist verlief sein Leben zwischen Gnade und Ungnade des französischen, später auch des preußischen Königs.