ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung
Moral
Vorlage: Moral (Schauspiel)
Bearbeitung (Wort): Edmund Steinberger
Komposition: Theo Rossmann
Regie: Walter Ohm
In den "Münchner Neuesten Nachrichten" war am 17. Oktober 1906 unter der Rubrik "Lokales" zu lesen, daß sich der Schriftsteller Ludwig Thoma tags zuvor in Stadelheim eingefunden habe, um eine sechswöchige Haft abzubüßen, welche ihm wegen Beleidigung von Vertretern der Sittlichkeitsvereine zuerkannt worden war. Diese Beleidigung bestand u.a. in einem beißenden Pasquill, in dem Thoma seine ganz spezielle Meinung über die Unterzeichner eines alle "blonden, braunen und runden G'spusis" zur Enthaltsamkeit mahnenden Aufrufs kundgetan hatte, einem Hohn- und Spottgedicht auf Herren, deren Tugend lediglich in ihren "Wackelbeinen" zu liegen scheine. Solche Respektlosigkeit mußte mit der "Geißel gerichtlicher Verurteilung" bestraft werden. Es schwante allerdings den Klägern bereits, daß Thoma die Wochen der Stadelheimer Zelleneinsamkeit nicht ungenutzt verstreichen lassen werde. Und ob er sie nutzte! In jenen Wochen entstand eine Komödie, mit welcher der Dichter schonungslos den Herren Vertretern der Sittlichkeitsvereine die Maske vom Gesicht riß: die Komödie "Moral".