ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Gott flaniert
Bearbeitung (Wort): Klaus Buhlert
Komposition: Klaus Buhlert
Regieassistenz: Andreas Meinetsberger
Regie: Klaus Buhlert
Das Hörstück ist eine Collage neuester Szenen, die antike Mythen direkt mit der Gegenwart der Großstadt konfrontieren - und dem Hermes-Kapitel "Gott flaniert". Bei Trolle ist Hermes Zeitgenosse, kultivierter Unhold, schlachtet Frauen ab, bestiehlt arglose Reisende und berauscht sich an den Wundern der Metrik, am Blankvers und Hexameter, an Hölderlin, Kleist und Klopstock - "Sprachkunst als Mordsspaß" oder umgekehrt. Zugleich ist das Ganovengeplauder des Hermes der zynische Kommentar zur Medienwirklichkeit heute. Unterhaltung im Trojanischen Pferd oder in der Wohnstube, beim Schachspiel oder beim Zappen durch die Fernsehkanäle ist Krieg; und Kassandra, der Phöbus Apoll in den Hals spukte und ihr beim Küssen die Gabe aufhalste, Katastrophen auszuplaudern - würgt noch heute, allerdings auch an Fusel und Döner Kebab. Sie geht als Pennerin durch die Stadt, die von Mythen und selbsternannten Göttern bevölkert ist, so will es Trolle. In einem Interview erklärte der Autor, sich auf das Heiner-Müller-Zitat 'Götter werden uns nicht mehr besuchen' beziehend: "Das sehe ich eigentlich ganz anders. Ich würde denken: Alles voller Götter!"