Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Marcy Kahan
Jeder kommt ins Schicklgruber
übersetzt aus dem Amerikanischen
Übersetzung: Moshé Kahn
Technische Realisierung: Gerhard Wieser, Jürgen Glosemeyer, Anna Kuncio, Barbara Goebel
Regieassistenz: Susanne Krings
Regie: Thomas Werner
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Johannes Nikolussi Nathan Waterstone Peter Uray Onkel Lou Wasserstein Louise Martini Sadie "die Witwe" Mendelson Jaromir Borek Jerome "der Taxifahrer" Plotnik Georg Schuchter Eduard Schicklgruber, jung Rudolf Wessely Eduard Schicklgruber, alt Dominik Castell Ira Sackler, jung Heinz Trixner Ira Sackler, alt Fritz Hammel Ruben Gottlieb, jung Albert Fortell Ruben Gottlieb, alt Eva Herzig Nina Petrovna, jung Vera Borek Nina Petrovna, alt Bernd Birkhahn Emmanuel Mintzberg Otto Bolesch Max Krellenbaum Anna Barbara Kurek Julie Dietrich Hollinderbäumer Whitney Florian Mauthe Herr Schmitt Thomas Kohlwein Herr Bernstein Brigitte Neundlinger Mitzi Knickerbocker Thomas Declaude Lionel Knickerbocker
Nathan Waterstone, New York, 36, ist so alt wie sein großes Vorbild Orson Welles, als er "Krieg der Welten dreht" - und noch immer ein unbekanntes Filmgenie. Beim Familientreffen mit Onkeln und Tanten, die seit über fünfzig Jahren in New York leben (früher: Wien), kommt er überraschend an ein tolles Thema: Eduard Schicklgruber. Dieser Schicklgruber war Patissier in Wien - nicht zu verwechseln mit einem ganz kommunen Bäcker - und Fokus aller Strudlvernarrten. Außerdem war er der Bruder Adolf Hitlers. Durch Haßliebe an seinen Konkurrenten, den jüdischen Patissier Adolf Krellenbaum gebunden, verschlägt es auch ihn im Strudel der Ereignisse nach USA. Im ständig verregneten Baltimore bleibt zwar die Zeit stehen für die beiden alten Herren; ihr Denken kreist jedoch um die lebenserhaltende Frage: wer backt den besten Apfelstrudel. Kuriosen, amüsanten und traurigen Erinnerungen an Freunde und Lieben kommt Nathan, ganz Dokumentarfilmer, auf die Spur. Und damit sogar vielleicht der Frage, was wirklich geschah im Leben der vielen Einzelnen, die - so Nathan - ihre Plattensammlung liebten, Apfelstrudel, womöglich einen Pelzmantel oder eine Tänzerin. Aber alles half nicht, dem Weg ins Gas zu entrinnen. Und die, die fliehen konnten, gehen mit ihren Erinnerungen auf ganz besondere Weise um.
Weitere Informationen
Die Autorin Marcy Kahan, in Montreal (Kanada) geboren, lehrt in Oxford englische Literatur. Ihre Binnenkenntnis jüdischen Lebens, Fühlens und vor allem jüdischen Humors stellt sie neben Noel Coward ebenso wie neben Woody Allan, wenngleich Kahan in ihren zahlreichen Theaterstücken, Filmen und Hörspielen nicht ausschließlich die neurotische Variante interessiert (wie Woody Allan) oder die salon-erotische (wie Noel Coward), sondern die einzelnen Menschen in all ihren Facetten. Ihr ständig präsenter, trockener und hintergründiger Witz, manchmal scharf und schwarz, treibt die Story voran und führt sie in allen Stücken - so auch hier - zu einem unerwarteten Ende.
Produktions- und Sendedaten
- Westdeutscher Rundfunk 1997
- Erstsendung: 25.01.1998 | WDR 5 | 16:30 Uhr | 89'34