ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



George Bernard Shaw

Der Arzt am Scheideweg


Vorlage: The Doctor´s Dilemma (Theaterstück, englisch)

Übersetzung: Siegfried Trebitsch

Bearbeitung (Wort): Otto Heinrich Kühner

Technische Realisierung: Herbert Kara, Ingeborg Hasse


Regie: Cläre Schimmel

Wenn ein geistvoller Spötter wie George Bernhard Shaw eine Metapher wie "Der Arzt am Scheideweg" über eine seiner Komödien stellt, dann weiß der Leser, Theaterbesucher oder Rundfunkhörer, daß er mit einer, wenn vielleicht auch nicht zwingenden, so doch nachdenklich machenden Gesellschafts- oder Berufskritik rechnen darf. "Arzttum als Gewerbe" ist denn auch die Wunde, an die Shaw seine kritisch analysierenden Sonden anlegt: Colenso Ridgeon hat ein neues Tuberkulosemittel entdeckt, dessen Anwendung beim Aufwand von einiger Zeit, Mühe und Geduld erfolgsicher ist. Ridgeons Klinik ist bis zum letzten Platz besetzt, und deshalb muß die reizende Frau Dubedat alle Überredenskünste aufwenden, um den berühmten Mediziner als Arzt für ihren tuberkulosekranken Gatten zu gewinnen. Ridgeon will Dubedat, einen - wie seine Arbeiten überzeugend beweisen - hochtalentierten Maler, kennenlernen. Schon die erste Begegnung mit Dubedat beweist ihm allerdings, daß er es zwar mit einem hochtalentierten Maler, dafür aber mit einem ebenso ausgekochten Schurken zu tun hat. Was tun? Dubedat nicht behandeln? Was wird dann aus Frau Dubedat, die bereits einen Winkel von Ridgeons Herz für sich erobert hat? Ridgeon beschließt, einen ihm gangbar erscheinenden Weg einzuschlagen. Er stellt sein Mittel zur Verfügung und überträgt die Behandlung des Kranken seinem Kollegen Bennington. Doch das Schicksal stellt sich der ärztlichen Kunst entgegen. Dubedat muß sterben. Jennifer, Dubedats Gattin, hält die Erinnerung an den von ihr geliebten Toten durch die Ausstellung seiner Bilder wach. Jetzt hält Ridgeon den Augenblick für gekommen, ihr seine Liebe zu gestehen und er macht auch keinen Hehl daraus, daß er den Tod Dubedats auf Grund der Behandlungsweise Benningtons erhofft hat. Jennifer ist entsetzt, und alle Argumente Ridgeons, die seine nun mißlungene Spekulation auf dem Boden einer höheren Moral rechtfertigen sollen, prallen wirkungslos an Dubedats Witwe ab. Als er gar noch hören muß, daß Jennifer bereits wieder verheiratet und deshalb nicht mehr für ihn frei ist, kommt er zu der erschütternden und zugleich tragikomischen Erkenntnis, einen ganz "uneigennützigen Mord" begangen zu haben. Soweit die Fabel in ihrem äußerlichen Ablauf; ihre innere Dynamik bezieht sie aus der Behandlung des zeitnahen Problems vom Wert und Unwert eines einzelnen Menschenlebens.

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Albrecht SchoenhalsSir Colenso Ridgeon
Erich PontoSir Patrick Cullen
Hans MahnkeSir Ralph Bennington
Armas Sten FühlerDoktor Walpole
Karl BockxDoktor Blenkinsop
Hans QuestLouis Dubedat
Ingeborg EngelmannJennifer, seine Frau
Elsa PfeifferEmmy
Ortrud BechlerMinnie Tinwell
Walter ThurauMuseumsleiter


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Süddeutscher Rundfunk 1955

Erstsendung: 30.10.1955 | 72'10

Darstellung: