ARD-Hörspieldatenbank

Hörspielbearbeitung



Yukio Mishima

Madame de Sade


Vorlage: Madame de Sade (Schauspiel, japanisch)

Übersetzung: Yoshi Oida, Felix Prader

Technische Realisierung: Günther Beckmann, Christina Ocker

Regieassistenz: Carsten Pellengahr


Regie: Götz Naleppa

"'Madame de Sade' spielt in den Vorrevolutionsjahren 1772 bis 1790, eine Zeit, in der der berühmt-berüchtigte Marquis de Sade fast durchgehend eingekerkert war. In einem erbitterten Kampf stehen sich unversöhnlich Vertreterinnen von Moral und gesellschaftlicher Ordnung - verkörpert durch de Sades Schwiegermutter Madame de Montreuil - und die Frauen gegenüber, die de Sade verteidigen als Revolutionär der puren Lust. Immer wieder siegt die Konvention - bis das Donnergrollen der Französischen Revolution dem Kampf der adligen Frauen ein überraschendes Ende macht." (Götz Naleppa) In dem dramaturgisch effektvoll konstruierten Theaterstück aus dem Jahr 1965, das die klassische Einheit von Ort, Zeit und Handlung strikt einhält, tritt der Marquis selbst nicht auf, ist aber in den Reden der fünf Frauen ständig gegenwärtig. Stärker noch als in dem Roman "Der Seemann, der die See verriet" (als Hörspiel unter dem Titel "Yokohama") hat sich Mishima hier die japanische Tradition der unbedingten Stärke zu eigen gemacht. Das Ideal der Reinheit, das jedes menschliche Maß sprengt, macht selbst de Sade zur Unperson, als er krank und zerrüttet der Hilfe bedarf. "Als Autor faszinierte mich das Rätsel", schreibt Mishima in seinem Nachwort, "weshalb die Marquise de Sade, die ihrem Mann während seiner langen Kerkerhaft eine so bedingungslose Treue gehalten hatte, ihn in dem Moment verließ, als er endlich frei war. Dieses Rätsel bildetete den Ausgangspunkt für mein Stück, das den Versuch einer logischen Erklärung darstellt. Eine äußerst unerklärliche, aber zugleich zutiefst wahre Seite der menschlichen Natur mußte darin verborgen liegen, und, alles unter diesen Gesichtspunkt stellend, wollte ich de Sade betrachten."

Yukio Mishima, Pseudonym für Hiraoka Kimitake, 1925 in Tokyo geboren, schildert schon in seinem ersten Roman "Geständnis einer Maske", den vergeblichen Versuch, sich der Normalität anzupassen. Es folgten dann u.a. der Roman "Nach dem Bankett" (1960) und die Erzählung "Die Brandung". Am 25.11.1970 beging er ein öffentlich angekündigtes Harakiri. "Er wurde sich" - so Literaturkritiker Wolfram Schütte - "im Laufe seines Lebens selbst zum Kunstwerk, das er vollendet, indem er sich selbst mit 45 Jahren entleibt."

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Mitwirkende

Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
Jutta LampeRenée, die Marquise de Sade
Gisela UhlenMadame de Montreuil, Renées Mutter
Susanne UhlenAnne, Renées jüngere Schwester
Monica BleibtreuBaronin de Simiane
Imogen KoggeGräfin de Saint-Fond
Sabine FalkenbergCharlotte, Haushälterin im Hause Montreuil


 

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel


PRODUKTIONS- UND SENDEDATEN

Norddeutscher Rundfunk 1997

Erstsendung: 22.03.1998 | NDR 4 | 83'39

Darstellung: