ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Der blaue Boll
Vorlage: Der blaue Boll (Schauspiel)
Bearbeitung (Wort): Gerhard Niezoldi
Komposition: Rolf Unkel
Technische Realisierung: Herbert Kara, Ingeborg Hasse
Regie: Ludwig Cremer
Am 24. Oktober 1938 starb der Bildhauer und Dichter Ernst Barlach. Dem Gedenken an ihn ist die Sendung seines Dramas "Der blaue Boll" gewidmet. Bewußt ist gerade dieses Werk gewählt worden, denn hier finden sich die Wesenszüge Barlachschen Denkens vielleicht am reinsten und vollkommensten verkörpert. Der "arme Vetter", die Hauptfigur eines seiner früheren Dramen, ist gleichsam der Antipode des "blauen Boll". Er verfällt der Verzweiflung und damit dem Tode. Dem Gutsbesitzer Boll hingegen gelingt das "Werden", im Bereich des Irdischen. Bereits entschlossen, vom Turm zu springen und seinem Leben ein Ende zu setzen, erkennt er die Möglichkeit der Befreiung. Er überwindet sich und kehrt als ein geläuterter und freier Mensch zum Leben zurück. Man mag hierin die beiden Pole des Barlachschen Denkens überhaupt erkennen: harte, rückhaltlose Erkenntnis einer Wirklichkeit, die Leiden und Tod bedeutet, aber auch Suche nach dem Daseinszweck und einer Erfüllung im Hiesigen, die allem bloßen Fatalismus abgewandt ist.