Originalhörspiel
Autor/Autorin:
David Zane Mairowitz
Dunkle Waise
Übersetzt aus dem Englischen
Übersetzung: Ursula Grützmacher-Tabori, Walter Adler
Komposition: Jürgen Peukert
Technische Realisierung: Jutta Liedemit, Angelika Körber
Regieassistenz: Hartwig Tegeler
Regie: Walter Adler
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Sascha Maria Icks Faye Beaulieu Bettina Engelhardt Vivi, ihre Schwester Thomas Thieme Guignol, ihr Vater Susanne Lothar Josée, ihre Mutter Donata Höffer Gefängnispsychologin Caroline Ebner Djemilla Jens Wawrczeck Detlef Peter Roggisch Schularzt Peter Franke Polizeikommissar
David Zane Mairowitz, amerikanischer Autor polnisch-jüdischer Herkunft, greift in seinen Hörspielen immer wieder aktuelle zeitgenössische Konfliktthemen auf, die er in dramatischer Verdichtung gerne zu einer im weitesten Sinne politischen Aussage zuspitzt. Auch mit seinem neuesten Hörspiel stellt er sich bewußt in die Tradition kritischer Einmischung durch Literatur. Diesmal setzt er sich mit neofaschistischen Strömungen in Frankreich auseinander. Eine Zeitungsnotiz - also eine wahre Begebenheit - war ihm Anlaß, die Tragödie einer Familie aufzuzeichnen, in der die beiden Töchter vom Vater bis zu der Bereitschaft, Bomben zu leben, fanatisiert werden konnten. Gezeigt wird ein makaberes, geschlossenes System aus emotionaler Hörigkeit und ideologisch gefärbten Psychoterror, aus dem es für die Kinder kein Entrinnen zu geben scheint: hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Liebe und Anerkennung des Vaters zu gewinnen und berechtigter Angst vor seinen grausamen Sanktionen bei Verrat kann es für sie fast zwangsläufig nur einen fatalen Ausweg geben. Verstörend und heilsam zugleich ist der Blick, den uns Mairowitz in die Binnestruktur dieser Nazifamilie von heute werfen läßt. Denn er zeigt, wie schutzlos Kinder der emotionalen und ideologischen Manipulation durch Eltern auch heute noch ausgeliefert sein können.
Weitere Informationen
David Zane Mairowitz, 1943 in New York geboren, lebt seit 1966 als freier Schriftsteller in Europa. Seine Theaterstücke wurden in London und Los Angeles uraufgeführt, danach ab Anfang der 80er Jahre vorwiegend Arbeiten für das Radio. Seine zahlreichen Hörspiele wurden meist bei der BBC urgesendet und danach in vielen europäischen Ländern nachproduziert. Für "Stalin-Sonate" erhielt er 1989 den Giles Cooper Award, "Planet aus Asche" wurde 1996 beim Prix Ostankina in Moskau ausgezeichnet.
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk 1997
- Erstsendung: 28.09.1997 | NDR 4 | 78'26