Originalhörspiel
Autor/Autorin:
Arthus C. Caspari
Du mußt fragen, denn es gibt keine Antwort
Ein labyristisches Radiostück
Komposition: Fei Yujiao
Technische Realisierung: Gerd-Ulrich Poggensee, Christina Ocker
Regieassistenz: Maximilian Schäfer
Regie: Götz Naleppa
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Michael Degen Arban/Mann/Dozent/Einer/Architekt Monica Bleibtreu Siloa/Frau/Eine/Jahrmarktfrau Heiko Senst Yerob, Seiltänzer Sabine Falkenberg Mutter Katharina Linke Kind Edgar Bessen Schausteller/Anderer Architekt Erik Schäffler MOB I/Anderer Architekt Benjamin Reding MOB II/Anderer Architekt Rama Dublish Verse in Sanskrit Fei Yujiao Chinesische Sängerin, Improvisation über ein Koan von Wu-men Hui k'ai Nikolai Huebner Sprecher
Der paradoxe Titel von Casparis neuem Hörspiel führt auf die richtige Fährte, inein Vexierspiel mit philosophischem Hintergrund. Ausgehend von der Erkenntnis, daß wir in einer Gesellschaft leben, die auf alles eine Antwort weiß und keine Fragen mehr stellt, hat Caspari eine Spielanordnung gebaut, die in einer Reihe von witzigen und tiefgründigen Szenen sein Thema variiert: kann der Mensch mit Fragen ohne eindeutige Antwort leben? Er will Verunsicherung sähen gegenüber dem Credo der Informationsgesellschaft, jede Frage sei beantwortbar, entweder mit ja oder nein, null oder eins. Gegen den Absolutheitsanspruch des binären Systems setzt er die kreative, labyristische Phantasie. "Labyr" ist seine persönliche Wortschöpfung aus Labyrinth unbd Laboratorium, eine Kunsttheorie oder auch eine Lebensauffassung, auf jeden Fall eine Absage an die Gewißheit von Antworten. "Es hatte wohl seinen Grund, wenn das Orakel nur mehrsinnige Antworten gab. Fragen muß zwar jeder permanent, denn Leben ist und bleibt auf Dauer fragwürdig. Jede Frage führt jedoch in ein metaphysisch-labyristisches Konstrukt, in dem sich nur der zurechtfindet, der sich darauf einläßt, daß - wie der Kabbalist Moses Cordovero sagt - oben unten oder - wie der Mönch Eckart sagt - schwarz weiß ist. Das heißt, in dem die Vermessung von Festlegung und Maßgaben nicht weiterhelfen" (A.C. Caspari).
Weitere Informationen
Arthus C. Caspari, 1921 in Köln geboren, tauchte nach dem Studium in die Theaterszene der Nachkriegszeit ein, wo er sehr rasch mit der französischen künstlerischen Avantgarde in Kontakt kam: Jean Louis Barrault, Cocteau, Jean Vilar etc. Danach Ausbildung an der Kamera, Oberspielleitung an diversen Theatern, Galeriegründung, Drehbücher und - 1958 - erstes Hörspiel beim NDR. Ab 1965 mit Egon Monk Aufbau einer experimentellen Filmschiene beim NDR, freier Regisseur und Autor von Fernsehspielen wie "Novemberverbrechen" und "Die geheimen Papiere des Pentagon". In den 80er Jahren Hörspiele, u.a. "Die Versuchung des heiligen Antonius" und "Das Verhör des Spinoza" (1984 mit dem Prix Futura ausgezeichnet).
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk / DLR Berlin 1997
- Erstsendung: 15.10.1997 | Radio 3 | 60'39