ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Doktor Schiwago (2. Teil: Ende und Anfang)
Roman - für Stimmen eingerichtet
Vorlage: Dr. Schiwago (Roman, russisch)
Bearbeitung (Wort): Ernst Schnabel
Technische Realisierung: Herbert Vietze
Regieassistenz: Heinz Wilhelm Schwarz
Regie: Otto Kurth
Im Zeichen der neuen sowjetischen Kulturpolitik wurde im Februar 1987 ein Schriftsteller offiziell rehabilitiert, dem nach dem Tode Majakovskijs (1930) die Rolle des ersten Dichters im Sowjetstaat zuzufallen schien und der gegen Lebensende in Ungnade fiel: Boris Pasternak, dessen gesamtes Werk heute eine Renaissance erfährt. In der Sowjetunion kann nun erstmals auch sein autobiographisch gefärbter Roman "Doktor Schiwago" erscheinen, der damals der Stein des Anstoßes war und bisher nur im westlichen Ausland publiziert wurde. Nach der Erstveröffentlichung im italienischen Verlag Feltrenelli 1957 und der 1958 folgenden Zuerkennung des Nobelpreises, den Pasternak nicht annehmen durfte, machte der "Fall Pasternak" auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges Schlagzeilen in der Weltpresse. – Ernst Schnabels Hörspiel-Bearbeitung hielt sich frei von polemischer Zurichtung und verwirklichte 1958 jene "große Form" im Rundfunk, die auch heute eine Begegnung mit den erzählerischen Zeit-Panorama Pasternaks ermöglicht. "Er beginnt um die Jahrhundertwende in Moskau, kurz vor der ersten russischen Revolution vom Jahre 1905 – und endet 1929 in Moskau, im fünften Jahre der Herrschaft Stalins. Dazwischen liegen der 1. Weltkrieg, die Oktoberrevolution, der Bürgerkrieg, der Rußland beinahe vernichtete, der Anfang des Sowjetsystems aus Blut und Wirren heraus und die Konsolidierung einer Weltmacht – dazwischen liegt ferner das Schicksal Dr. Jura Schiwagos, sein Leben und seine Niederlage. Mit einem bewundernswerten Kunstgriff hat Pasternak schließlich seine große Erzählung bis auf die Gegenwart weitergeführt." (Ernst Schnabel 1958) (Pressetext des Südwestfunks anlässlich einer Wiederholungsausstrahlung 1988)