ARD-Hörspieldatenbank


Originalhörspiel
Ein wahrhaft großer Mann
übersetzt aus dem Englischen
Übersetzung: Hanns A. Hammelmann, Marianne de Barde
Komposition: Rolf Hans Müller
Technische Realisierung: Friedrich Basan
Regieassistenz: Elmar Boensch
Regie: Marcel Wall
Herbert Reeves, ein begabter und wohlerzogener junger Mann, hat die Biographie seines vergötterten Idols, des Romanciers Richard Shewin, fertiggestellt. Er liest nun sein Werk vor, das in ehrfurchtsvollen Formulierungen seine Interview-Besuche bei Freunden und Familienangehörigen des Dichters schildert. Bald aber wird diese Schilderung von szenischen Rückblenden in die wirklichen Besuche unterbrochen. Sie stellen Reeves Bild vom wahrhaft großen Mann peinlich in Frage. Reeves erster Besuch galt dem Bruder des Romanciers, Stephen Shewin, der den größten Teil seines Lebens im Bett zubringt und wehleidig die giftigen Spottgedichte rezitiert, mit denen ihn sein Bruder mitleidlos verfolgte. Zwei zweifelhaften Damen, deren Schlafzimmer ein mächtiger Spiegel schmückt - ein Geschenk des Dichters - ist es neu, dass Shewin ein Genie war. Dagegen wissen seine Dichterfreunde T. H. Powers und Seamus O'Fergus genau, dass er keins gewesen ist. Die Komponistin Hilda Tablet indessen lehnt jede Mitarbeit an der Biographie ab, da sie sich lieber der Vertonung eines Textkonglomerats von Jesaja bis Knittel widmet. Zum Schluss zitiert der Biograph Shewin selbst: "Je größer wir sind, desto mehr leben wir in anderen." Wie wahrhaft groß Shewin war, wusste in diesem Sinne außer Reeve wohl nur der große Mann selbst.