Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Paul Ambroise Valéry
Mein Faust
Vorlage: Mon Faust (Fragmentarisches Theaterstück, französisch)
Übersetzung: Ernst Wilhelm Eschmann
Bearbeitung (Wort): Ernst Wilhelm Eschmann
Komposition: Siegfried Franz
Regie: Gert Westphal
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Günther Hadank Faust Helmut Wittig Diener Klaus Schwarzkopf Student Paul Hoffmann Mephistofeles Theodor Loos Einsiedler Gisela Zoch Lust
Wie würde wohl Mephisto - "der Geist, der stets verneint" aus Goethes "Faust" - in der modernen Wirklichkeit aussehen? Von dieser Frage ausgehend, schrieb der Franzose Paul Valéry sein Fragment "Mon Faust". Fräulein Lust, ein charmantes, von tiefster Neugierde befallenes Mädchen, möchte wissen, was zwischen Faust und Mephisto vorgefallen ist, wo er steckt und ob er noch einmal Gelegenheit haben wird die Gretchenepisode zu wiederholen. Valéry gibt darauf eine Antwort: die Antwort des modernen, skeptisch gewordenen 20. Jahrhunderts.
Paul Valéry schrieb gegen Ende seines Lebens die Komödie
»Mein Faust«. Der Schlussteil der Höllenverdammnis
blieb unvollendet. Für das Hörspiel hatte Gert Westphal
1951 für Radio Bremen unter dem Titel "Gespräch mit
dem Teufel" nur die 2. Szene inszeniert. In der SWF-Fassung
von 1954 ist das Personal nun komplett: Mephistopheles
gleicht einem demoralisierten Kirchenvater.
Er hat fast sämtliches Prestige eingebüßt. Kaum merklich,
so er, seien noch in der modernen Welt die Unterschiede
von Tugend und Laster. An Gretchens Stelle ist
Fausts charmante und neugierige Sekretärin mit dem
Namen "Lust" getreten, ein "Fräulein", das dem Schüler
ihres Meisters die Devise "Hütet euch vor der Liebe!" einschärft.
Faust hat einen Diener, der über den winzigen
"verteufelten" Augenblick räsoniert, an dem ihm Tag für
Tag die Milch überkocht. Und nicht zuletzt erfindet Valéry
die Figur des "Einsamen", ein "Ungeheuer an gesundem
Menschenverstand". Er weist am Ende Fausts Wissensdurst
und Weltermächtigungsprogramm mehr als vergnüglich
in die Schranken. (Pressetext des SWR anlässlich einer Wiederholungsausstrahlung 2019)
Produktions- und Sendedaten
- Südwestfunk
- Erstsendung: 10.06.1954 | Bayern 2 | 58'18