ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung
Leonce und Lena
Vorlage: Leonce und Lena (Theaterstück)
Komposition: Erwin Hartung
Regie: Willi Schmidt
Georg Büchner gehörte zu den - in Deutschland raren - Schriftstellern, die nicht am Schreibtisch verharrten, sondern ihren Gedanken und Ideen die Tat folgen ließen. Er stand in Verbindung mit revolutionären Kreisen, und seine Flugschrift "Der hessische Landbote" (1834) trug ihm Verfolgung wegen "indizierter Teilnahme an staatsverräterischen Handlungen" ein, der er sich nur durch die Flucht entziehen konnte.
Hierzulande selten ist auch das Zusammentreffen von wissenschaftlicher und künstlerischer Begabung. Diese Synthese mag eine der Ursachen dafür sein, daß vieles an seinem Werk so frappierend modern anmutet: die Skepsis des wisschenschaftlichen Zeitalters scheint darin vorweggenommen.
Als Dichter war Büchner ein Meister der Stile. Dem brillanten Realismus seines Erstlings, des Dramas "Danton", folgte 1836 das der Commedia dell'arte nahestehende Lustspiel "Leonce und Lena"; das erst spät entdeckte Fragment "Woyzeck" wiederum, von dem Hauptmann und Wedekind beeinflusst wurden, gilt als erstes Sozialdrama der Neuzeit und als Vorläufer des Expressionismus.
Die Geschichte des Prinzen Leonce, der den Befehlen seines Vaters, des dümmlichen Königs Peter, zu entfliehen trachtet und in der verschmähten Prinzessin Lena sein Ideal findet, ist voll übermütigen Witzes und ironischer Pointen.
Unüberhörbar ist jedoch - wiederum unserem Lebensgefühl nahe - der Protest gegen eine konforme Welt, die als starrer grotesker Mechanismus empfunden wird. Leonce und Lena, vom Lebensekel ergriffen, drohen darin zu ersticken, aber die Liebe vermag sie zu befreien.
"Leonce und Lena" war die letzte Hörspielaufnahme Klaus Kammers im RIAS. Er starb vier Wochen danach.