Hörspielbearbeitung

Autor/Autorin: José Saramago

Sieben-Sonnen und Sieben-Monde oder Die Geschichte von Baltasar und Blimunda

Vorlage: Das Memorial (Roman, portugiesisch)
Übersetzung: Andreas Klotsch
Bearbeitung (Wort): Heinz von Cramer
Technische Realisierung: Günther Kasper
Regieassistenz: Lena Scholz

Regie: Heinz von Cramer

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Naomi KraussBlimunda
    Heiko SenstBaltasar
    Christoph FingerPater Laurenzo
    Peter LieckJoao Francisco
    Thessy KuhlsMarta Maria/Verwandte 1/Frau 1
    Wiltrud FischerVerwandte 2/Frau 2/Die Frau
    Jürg LöwMann 1/Kammerherr
    Matthias HaaseMann 2/Kammerherr
    Walter RenneisenMann 3/Kammerherr
    Thomas LangMann 4
    Philipp SchepmannMann 5/Junger Beichtvater
    Ernst August SchepmannAlter Mann/Prälat
    Chris AlexanderKönig
    Thomas BischofbergerArchitekt
    Therese DürrenbergerKönigin
    Grete WurmSebastiana

Schlurfende Schritte, schleppender Chorgesang, das fanatische Kreischen einzelner Stimmen, all das zieht an der jungen Blimunda vorüber und darin: ihre geknebelte Mutter, die als Ketzerin verurteilt zur öffentlichen Auspeitschung schreitet. Die besonderen Gaben der Mutter trägt auch Blimunda in sich: Sie kann in das Innere der Menschen schauen. Nur dem Soldaten Baltasar malt sie mit ihrem Jungfernblut ein rotes Kreuz auf die Brust und verspricht, ihn nie mit ihren Blicken zu durchleuchten. "Sieben-Sonnen" wird dieser Mann genannt, dem Blimunda blind vertrauen will. Zusammen werden sie dem Pater Laurenzo bei seinem wagemutigen Vorhaben helfen. Fliegen möchte er, dem keine Flügel gewachsen sind. Doch vermag sich seine Flugmaschine nur in die Luft zu erheben, wenn Blimunda genug jener geschlossenen Wolken gesammelt hat, die beim Sterben die Menschen verlassen, Wolken, die nur Blimunda sehen kann. Heimlich und schnell muss es gehen, denn hinter Pater Laurenzo ist die Inquisition her. Im 18. Jahrhundert spielt die Erzählung, und im Klosterbau zu Mafra findet sie ihr historisches Zentrum. Das gigantische Projekt menschlicher Selbstüberschätzung zog damals Tausende von Arbeitern in den Tod. Diesen authentischen Schwerpunkt umhüllt Saramago mit dem magischen Gespinst seiner Geschichte, in dem es keine physikalischen Gesetze gibt, in dem die Grenzen des Möglichen überschritten werden von Figuren, die einander mit ihren Ideen verzaubern. Saramagos manchmal pessimistischer und sarkastischer Ton ist das Aufbegehren einer zutiefst humanistischen Grundhaltung, die sich mit fiktiven Geschichten der Geschichte zur Wehr setzt. Denn "es ist noch nicht endgültig ermittelt, ob der Roman es verhindert, dass der Mensch sich vergisst, oder ob das Vermögen zu vergessen den Menschen veranlasst Romane zu schreiben" (José Saramago: Geschichte der Belagerung von Lissabon).

Weitere Informationen
José Saramago, geboren 1922 als Sohn einer armen, portugiesischen Landarbeiterfamilie, beginnt als Maschinenschlosser seine berufliche Laufbahn, wird Übersetzer, stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung "Diário de Notícias" und Präsident der sozialistisch-kommunistischen Koalition im Stadtparlament von Lissabon. Seit 1980 arbeitet er als freier Schr iftsteller mit großem internationalen Erfolg. Die Hörspielfassung des mehrfach preisgekrönten Werkes "Das Memorial" sendet WDR 3 in Anerkennung des großen Romanciers, der 1998 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt wurde.

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Westdeutscher Rundfunk 2000
  • Erstsendung: 20.09.2000 | WDR 3 | 22:00 Uhr | 89'50

Rezensionen (Auswahl)

  • Klaus Ungerer: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 20.09.2000. S. 63.

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