Originalhörspiel

Autor/Autorin: Wolfgang Weyrauch

Das grüne Zelt oder Wie Kapitän Scott den Südpol entdeckte

Technische Realisierung: Erich Klemke, Sibylle Röhr
Regieassistenz: Rühl

Regie: Otto Kurth

  • Weitere Mitwirkende

    Sprecher/SprecherinRolle/Funktion
    Benno SterzenbachKapitän Scott
    Klaus W. KrauseOates
    Siegfried LowitzEvans
    Hermann SpeelmannsAmundsen
    Alois Maria GianiMitglied der Rettungsmannschaft
    Wolfried LierMitglied der Rettungsmannschaft
    Rolf von NauckhoffMitglied der Rettungsmannschaft
    Leo BardischewskiMitglied der Rettungsmannschaft
    Horst RaspeMitglied der Rettungsmannschaft
    Josef ManothMitglied der Rettungsmannschaft

Am 18. Januar 1912 stand mit seinen Begleitern der englische Offizier Robert Falcon Scott, der sich bereits durch die Entdeckung des King-Edwadr-VII.-Landes in der Antarktis einen Namen gemacht hatte, nach ungeheuren Strapazen zum ersten Mal am Südpol - und erblickte die Fahne Norwegens, die hier vier Wochen zuvor Roald Amundsen aufgesteckt hatte. Der glücklichere Konkurrent im Wettlauf zum Pol kehrte bald wohlbehalten heim - von dem enttäuschten Scott und seiner Mannschaft aber erfuhr man nichts mehr, bis eine neue Expedition das letzte Lager entdeckte, das Scott auf dem Rückmarsch angelegt hatte. Man fand auch sein Tagebuch. Bis in die letzten Stunden vor dem Tod geführt, legt es Zeugnis ab von seinem Kampf gegen die Naturgewalten, gegen Einsamkeit und Verzweiflung.

Wolfgang Weyrauchs Hörspiel erzählt eindringlich von den letzten Stunden, Gedanken und Assoziationen des britischen Polarforschers, Robert Falcon Scott. Die letzten Tausend Kilometer Rückweg vom Südpol sind absolviert. Sein grünes Zelt hebt sich gut sichtbar vom Eis ab, daran hat er Konservenbüchsen aufgehängt als Ersatz für Blinklicht am Tag und akustische Zeichen in der Nacht. Sie sind die Begleitmusik zu Scotts Meditationen. Weyrauch setzt Scotts langsames und einsames Sterben in dramatische Beziehung zum Heranrücken der Rettungs- mannschaft und zeichnet dabei das eindruckvolle Bild eines Menschen, der in seinen letzten Stunden seinem Leben und der Verantwortung, die er als Expeditionsleiter gegenüber seinen Begleitern hatte, nachspürt. Der erste Dialogpartner Scotts im grünen Zelt, von irgendwoher beschworen, ist Oates, dem die Füße abgefroren sind und der sich eines Nachts heimlich für alle Zeit ins ewige Eis zurückgezogen hat. Ein anderer, Evans – gezeichnet vom Skorbut und dem Sturz in eine Gletscherspalte, ist wahnsinnig geworden. Bei Scott im Zelt liegen Dr. Wilson und Bowers, beide tot. Wofür die Opfer? Scott hat einen Monat und zwei Tage nach Amundsen den Südpol erreicht. Könnte er, wenn er der erste gewesen wäre, den Tod seiner Begleiter verantworten? Scotts Tagebucheintragungen enden am 29. März 1912. Fast acht Monate später wird das grüne Zelt schließlich gefunden, um 11.51 Uhr, bei 79 Grad Strich 50, am 12. November 1912. Das Hörspiel beruht auf den Tagebuchaufzeichnungen Scotts und den Eintragungen der Rettungsmannschaft. Nach seinem Tod im Eis wird Scott zum National- helden Großbritanniens. Erst etwa Mitte der 1960er Jahre setzt eine Diskussion über ein mögliches Fehlverhalten seinerseits ein. Weyrauchs Hörspiel thematisiert diese Problematik bereits 1957 aus der Innen- perspektive seines Protagonisten. (Pressetext vom Hessischen Rundfunk 2022 anlässlich einer Wiederholungsausstrahlung)

Quellen zum Hörspiel - © DRA/Michael Friebel

Produktions- und Sendedaten

  • Bayerischer Rundfunk / Hessischer Rundfunk 1957
  • Erstsendung: 01.11.1957 | Bayern 2 | 20:00 Uhr | 64'38

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