ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Der absurde Traum des Monsieur Tulipe
übersetzt aus dem Französischen
Übersetzung: Maria Frey
Komposition: Klaus Blum
Technische Realisierung: Fred Schnakenberg, Helga Kunze
Regieassistenz: Andreas Weber-Schäfer
Regie: Ulrich Lauterbach
Einen merkwürdigen Traum träumt der kleine Flickschuster Tulipe während der Vorstellung in einer Jahrmarktsbude, bei der durch das Vergrößerungsglas eine Amöbe sichtbar gemacht wird. Tulipe wünscht sich sehnlichst einen Sohn. Der noch Ungeborene erscheint ihm im Traum und fragt nach seinen Vorfahren. Einem von ihnen, dem Würdigsten, möchte er ähnlich sehen. Aber die Ahnenreihe enthält nur Menschen, die der Kleine verabscheuen muss, selbst Ludwig XIV. ist darunter, der einem zweifelhaften Begriff von Ruhm nachjagte. Von ihm stammt auch der Familienname Tulipe, denn einer seiner amourösen Seitensprünge fand in Hollands Tulpenfeldern statt. Noch ein weiterer berühmter Vorfahre erscheint: Galilei; der Vater der modernen Naturwissenschaft ist auch im biologischen Sinn Vater gewesen. Eine Urahnin Tulipes verdankt ihm, mehr aus Versehen, ihr Leben. Tulipes Stammväter hatten allesamt keine Achtung vor dem Leben, vor der Menschlichkeit und dem privaten Glück. Einzig die Amöbe, die sogar eine Atombombe überleben würde, erscheint dem Embryo als mögliches Lebensideal. Kein Wunder, dass der Flickschuster Tulipe, als er aus seinem Traum erwacht, auf dem Jahrmarkt Amok läuft und mit einem Gewehr wie ein Wilder um sich feuert.