Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Hugo Ball
Flametti oder: Vom Dandysmus der Armen
Vorlage: Flametti oder: Vom Dandysmus der Armen (Roman)
Bearbeitung (Wort): Michael Farin
Komposition: Klaus Buhlert
Technische Realisierung: Hans Scheck, Susanne Herzig
Regieassistenz: Christiane Klenz
Regie: Klaus Buhlert
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Michael Lucke Erzähler Josef Bierbichler Max Flametti Gabriele Köstler Jenny Flametti Marion Freundorfer Laura, Frauenstimme Timur Alcikaya Mechmed Edgar Selge Herr Rotter George Engel Herr Farolyi Daniel Kasztura Herr Schnabel Anne-Marie Bubke Traute Helmut Stange Herr Engel Judith Hofmann Frau Häsli
Im Mai 1915 emigrierte Hugo Ball mit Emmy Hennings, seiner späteren Frau, in die neutrale Schweiz. Er arbeitete für das Varieté Maxim als Klavierspieler und Texter des 'Flamingo'-Ensembles. Aus diesen beiden Namen leitet sich der Romantitel ab. Ball schildert im Roman seine Erlebnisse vom Oktober bis Dezember 1915, die überschaubare Welt der Seiltänzer, Gummi- und Schlangenmenschen, der Ausbrecher und Gaukler, aber auch seine Beschäftigung mit dem Anarchismus. Hinter der Soubrette Laura und dem Pianisten Meyer verbergen sich Emmy Hennings und Hugo Ball. Je verdrießlicher und mißmutiger Meyer auf die verfahrene Situation des Ensembles reagiert, desto gelöster und verbindlicher erscheint Flametti, der Prinzipal des Varietés, "ein Artist von reinstem Wasser". Für Ball verkörpert Flametti ein Modell unbürgerlicher und natürlicher Individualität, er steht für Wildheit, Erotik und Kreativität. Eine starke Persönlichkeit, die aus einem verschlungenen Lebensweg entsteht: "Im Dreck muß man gewesen sein, um Artist zu werden." "Man hätte meinen können, er gehört zu diesen Leuten", schreibt seine Frau Emmy Ball-Hennings über diese Zeit, "zu den Schlangenmenschen und Zauberkünstlern. Zu den Jongleuren und Seitänzern. Zu den Bajazzos und den Feuerschluckern. Zu den Bärenkämpfern und Entfesselungskünstlern." Es war ein Rückzug in eine antibürgerliche Welt, der zugleich einen Ausbruch aus der Enge einer Gesellschaftsordnung darstellte, die gerade im 1. Weltkrieg sich zugrunde richtete. Ball schuf sich ein Reich der Illusionen, ein Indianerland - um wenig später eine der wichtigsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts zu initiieren: Dada.
Weitere Informationen
Hugo Ball (1886-1927), Dichter, Schauspieler und Dramaturg. Er war Mitbegründer des Dadaismus. Am Samstag, 3. Februar 1916, eröffnete er das Cabaret Voltaire in der Spiegelgasse 1, Zürich. 1918 erschien 'Flametti'. 1919 sein Werk 'Kritik der deutschen Intelligenz'. 1927 'Flucht aus der Zeit'.
Produktions- und Sendedaten
- Bayerischer Rundfunk 1999
- Erstsendung: 05.11.1999 | Bayern 2 | 61'05
Rezensionen (Auswahl)
- Markus Collalti: In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 04.11.1999.