ARD-Hörspieldatenbank
Hörspielbearbeitung, Kriminalhörspiel
Der Fall Agostino
Vorlage: Der Großtyrann und das Gericht (Roman)
Bearbeitung (Wort): Friedrich Bestenreiner
Komposition: Steffen Schleiermacher
Technische Realisierung: Andreas Meinetsberger, Andrea Frommhagen
Regie: Walter Niklaus
Der Auftrag, der Massimo Nespoli, Polizeichef des imaginären Stadt-Staates Cassano, von dessen unumschränktem Herrscher erteilt wird, scheint keineswegs außergewöhnlich. Schließlich hat sich ausgerechnet im fürstlichen Garten eine Leiche gefunden: Fra Agostino, ein Karmeliter-Mönch, der mitunter in delikater politischer Mission für den "Principe" unterwegs war, jetzt jedoch zwischen den Schulterblättern einen häßlichen tiefen Einstich aufweist. Es versteht sich, daß das Verbrechen aufgeklärt werden soll. Allerdings - mehr als eine Frist von drei Tagen wird dafür nicht gewährt. Und - ein Mißerfolg könnte den Kopf kosten. In dieser Lage scheint es verzeihlich, einer jungen Selbstmörderin zu unterschieben, sie habe, bevor sie Hand an sich legte, selbige an den Vater ihres ungeborenen Kindes gelegt. Bedauerlicherweise bezeugt ein fürstlicher Kurier, das arme Mädchen zur fraglichen Stunde außerhalb der Stadt gesehen zu haben. Und merkwürdigerweise wird Nespoli die Einvernahme des Zeugen verweigert. Dafür findet sich, sehr passend, ein schriftliches Geständnis, niedergeschrieben vom jüngst seiner Krankheit erlegenen Gatten just jener Dame, deren Gunst sich Nespoli seit längerem erfreut. Was freilich den Verlust des gesamten Vermögens nach sich ziehen könnte. Wenn sich nicht, dank einiger Nachhilfe, eine Zeugin fände, bei der der Verblichene zur Stunde des Mordes gewesen ist. Allerdings steht es mit derem Leumund nicht gerade zum besten, denn sie ist... eine Hure. - Und so gibt es viele Aussagen in Cassano, mehrere Geständnisse, noch mehr Eide und ebenso viele Lügen. Und einen überraschenden Gerichtsprozeß.
Werner Bergengruens (geboren 1892 in Riga, gestorben 1964 in Baden-Baden) 1935 erschienener Roman "Der Großtyrann und das Gericht" ist - ins Renaissance-Kostüm und einen Kriminalfall verkleidet - eine novellistisch stringente Parabel auf die Diktatur und auf die Verführbarkeit derer, die ihr mit einer Notlüge zu entrinnen hoffen.