ARD-Hörspieldatenbank
Originalhörspiel
Ohne uns - Ein Totengespräch (Liveversion)
Komposition: Jochen Scheffter
Technische Realisierung: Jochen Scheffter, Monika Volger
Regie: Thomas Leutzbach, Klaus Mehrländer
Philipp und Thomas leben seit Jahren als "Tote auf Urlaub" in der Hütte eines Militärcamps auf Malaysia. Philipp war ein erfolgreicher Geschäftsmann, bis er wegen Betrugs hatte untertauchen müssen. Thomas gehörte in den 70er Jahren zu einer Terroristengruppe, die einen Anschlag auf Philipp geplant hatte, aber nur dessen Fahrer erschoß. Nun läßt sich Thomas von dem ehemaligen Klassenfeind die Haare schneiden und bringt dem malaiischen Militärkommandanten deutsch bei. Den Kontakt nach draußen halten die beiden Männer über das Fernsehen. Sie verfolgen, wie die Sekte der sogenannten "Wandler", radikale Verweigerer ohne genaues Ziel, in der übrigen Welt bürgerkriegsähnliche Zustände auslösen. Der Autor sagt über sein Hörspiel: "Das Totengespräch ist ein literarisches Genre, das seit den Griechen auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Fast könnte man sagen, daß es sich dabei um Hörspiele vor der Erfindung des Rundfunks gehandelt hat. Ihr Ort war der Hades, die Unterwelt oder die Hölle. An ihre Stelle soll hier eine Art mediales Jenseits treten; die Toten existieren als virtuelle Körper weiter. Ihr einziger Kontakt mit der Welt der Lebenden ist das Fernsehen."
Hans Magnus Enzensberger wurde vor 70 Jahren in Kaufbeuren geboren. Er zählt zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. 1999 ist er als "Dichter zu Gast" bei den Salzburger Festspielen. Aus diesem Anlaß wird dort eines seiner beiden neuen Hörspiele als Live-Inszenierung vor Publikum aufgeführt und zeitgleich über die Wellen von WDR 3 ausgestrahlt. Das andere Hörspiel, "Vom Hören Sagen oder Merkwürdige Schicksale eines jungen Engländers", sendet WDR Radio 5 wenige Monate später zu Beginn des nächsten Jahres.