Hörspielbearbeitung
Autor/Autorin:
Slawomir Mrozek
Schlachthof
Vorlage: Schlachthof (Theaterstück, polnisch)
Übersetzung: Christa Vogel
Regie: Ernst Wendt
Weitere Mitwirkende
Sprecher/Sprecherin Rolle/Funktion Edith Heerdegen Mutter Hildegard Schmahl Flötistin Peter Brogle Geiger Hans Rehberg Paganini und Schlächter Ulrich Matschoss Direktor Günther Jerschke Hausmeister
Das Hörspiel ist eine Auseinandersetzung des Autors mit den Entwicklungen der Kunst- und Kulturgeschichte dieses Jahrhunderts. Er setzt dabei einige wesentliche, von der bürgerlichen Kulturgeschichte hervorgebrachten und sie beherrschenden Kulturtheorien, vor allem der Tiefenpsychologie, in eine einfache Fabel um: Ein Geiger, der eine Flötistin liebt, sich aber gegen seine eifersüchtige Mutter nicht durchsetzen kann, verzichtet auf die Geliebte und wird Künstler. Da er nur noch in der Phantasie lebt und sich seine Welt durch die Vorstellung zu schaffen glaubt, gelingt es ihm, das in eine Steinbüste gebannte Genie Paganinis zum Leben zu erlösen und für sein Leben die Kunst einzutauschen. Der Geiger wird ein übersensibler Star, der angewidert der von der Straße herauftönenden Militärmusik zuhören muß. In den marschierenden Bataillonen erkennt er Schlachtvieh und Schlächter, die einen geistlosen Kult mit dem Körper treiben. In einem Konzert des Geigers werden die blutige Realität der Schlächter und das Gebrüll aus dem Schlachthof übermächtig. Das tierische Gebrüll in dem hermetisch abgeschlossenen Konzertsaal kommt nicht von außen, sondern ist in den Konzertbesuchern selbst. Der Geiger verliert den Glauben an seine Kunst. Er sucht die Wahrheit "in dem, was sich stärker als die Kunst erwiesen hat". In der Kultur erkennt er den Profitbetrieb, der auch noch die'Wahrheit im Schlachthäüg" ausbeuten wird. Auf der Suche nach einer Alternative zu Leben und Kunst versucht der Geiger, die Flötistin zu ermorden. Da er sich vom Geheimnis der Mütter ausgeschlossen weiß, glaubt er töten zu müssen. Aber das ist ein Irrtum. Es gibt für ihn nur einen Weg, nicht immer nur Werkzeug zu bleiben, sondern selbst "Tod zu gebären".
Produktions- und Sendedaten
- Norddeutscher Rundfunk / Süddeutscher Rundfunk 1976
- Erstsendung: 25.02.1976 | NDR 1 | 97'45